Foto: Nicole Elß
Das kleine Gotteskind hatte ich fast täglich in der Tasche. In der Adventszeit habe ich es an allerhand Orte gelegt und fotografiert. Es entstand eine richtige Fotoserie, die ich „Auf der Suche nach dem Gotteskind“ nannte. Orte, die manchmal viel und manchmal nur wenig mit dem heutigen Weihnachten verbunden sind. Damit wollte ich etwas zum Nachdenken anregen, da sich für mein Gefühl Weihnachten vom Fest der Geburt des Herrn entfernt hat.
Das Gotteskind in meiner Tasche fühlte sich gut an. Irgendwie wärmer und stärker. Das allerschönste Gefühl aber entstand, wenn ich dieses Gotteskind in meiner Hand hielt und sie langsam öffnete. Alle die es sahen, egal ob sie an Jesus glaubten oder nicht, begannen zu lächeln. Diese Freude in den Augen war wirklich herzerwärmend.
Vor ein paar Tagen traf ich Peter beim Gottesdienst. Peter. Mehr weiß ich eigentlich nicht. Er könnte so alt sein wie ich, vielleicht ein wenig älter. Fast immer ist er in Schwarz gekleidet, ein cooler Typ. Er erinnert mich an Robie Williams mit einem Drei-Tage-Bart. Peter lebt überall, ein Zuhause hat er wohl nicht. An diesen Abend nach dem Gottesdienst kam er auf den Pater zu, der neben mir stand und mit mir in ein Gespräch vertieft war. Peter reichte ihm mittendrin die Hand und meinte: „Ich verabschiede mich. Für immer.“ Wir schauten ihn verdutzt an. Er erklärte, er müsse für ein paar blöde Sachen, die er angestellt hat, ins Gefängnis. Er klang sehr traurig und mutlos. Ich griff in die Tasche und gab Peter das Gotteskind in die Hand. Er blickte es an und sagte: „Vielleicht bringt er mir ja Glück.“ Dann drehte er sich um und verlies die Kirche. Wir, der Pater und ich, blickten traurig hinter her.
Manchmal komme ich an Orte, an denen ich das Gotteskind fotografiert habe, dann vermisse ich es und werde ein bisschen wehmütig. Dennoch weiß ich, dass ich Jesus im Herzen trage und Peter ihn bestimmt nötiger braucht.
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