Date:31. Dez 2006

Jahresende

Gebet

 

Wie wertvolle Perlen
liegen die Erfahrungen auf der Schale dieses zu Ende gehenden Jahres.

Mir waren diese Erfahrung zugedacht.
Ich habe sie einmalig erlebt.
Selbst wenn mir Tausende Menschen zugeschaut hätten,
keiner von ihnen hätte das gespürt,
was ich gespürt habe,
keinen hätte das Eine und das Andere in der Weise angerührt,
wie es mich angerührt hat,
keinen hätte dies oder das so beeindruckt,
wie es mich beeindruckt hat.

Da spürte ich Glück durch die Geburt eines Kindes.
Da dankte mir ein Mensch für die Zuwendung,
die er von mir erfahren habe und die ihn leben lasse.
Da gelang mir eine Arbeit,
und andere klopften mir auf die Schulter.
Da huschte mitten in einer Menschenmenge
ein strahlendes Gesicht an mir vorbei, das ich nicht mehr vergaß.
Da hat mich die Liebe zart angeschaut,
so dass sie mich tief innen berührt hat.

Doch gab es auch Dunkel,
in dem mir mein eigener Weg fremd wurde,
in dem ich vor Traurigkeit nicht die Finger vor meinem Gesicht,
viel weniger noch die Augen anderer wahrnehmen konnte.
Einen geliebten Menschen musste ich loslassen,
und nur der Schmerz blieb in mir zurück.

Dazwischen lagen die lauen Tage,
an denen mein Leben vor sich hin plätscherte,
an denen die Stunden einfach verstrichen,
ohne dass ich ihre Bedeutung begriffen hätte.

Dein,
o mein Gott,
gehören Zeit und Ewigkeit.
Dazu gehören alle Minuten und Sekunden dieses Jahres,
die ich erleben durfte.
Sie sind vor deinem Angesicht wertvoll wie Perlen.
Darum sollen sie auch mir wertvoll sein,
wenn ich auch den Wert nicht all meiner Erlebniszeiten durchschaue.

Berge,
o Gott,
meine Erlebnisperlen
in der Schatztruhe
deine Liebe und
deiner Barmherzigkeit.

Amen.