Date:07. Mrz 2012

Internationaler Frauentag am 8. März

Zeichen der Zeit

Internationaler Frauentag

Website

Internationaler Frauentag am 8. März

Am 8. März ist wieder Internationaler Frauentag. Auf eine 101jährige Geschichte blickt der Tag zurück. Seine Themen waren von Anfang an und sind es bis heute: Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen, Abbau von Diskriminierungen aufgrund des Geschlechtes, Förderung der Beteiligungsmöglichkeiten von Frauen auf allen Ebenen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, Einsatz für gleiche Rechte von Frauen und Männern, Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Kurzum: Es geht um die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit und um konkrete Friedensarbeit als einer großen gesellschaftlichen Herausforderung und Aufgabe weltweit. Auch für die Kirche: Im Jubiläumsjahr des Zweiten Vatikanischen Konzils sei an Papst Johannes XXIII. erinnert, der die „Frauenfrage“ zu den brennenden „Zeichen der Zeit“ erklärte, die es im Lichte des Evangeliums zu bedenken gilt. 50 Jahre später stellt sie nach wie vor ein „Zeichen der Zeit“ dar.

Die „Frauenfrage“ ist immer aber auch eine „Männerfrage“. Weil Geschlechtergerechtigkeit als Zielvorgabe beide Geschlechter im Blick haben muss. Weil es konkret um die Chancengleichheit von Frauen und Männern in ihren jeweiligen individuellen Lebensentwürfen und Lebensverläufen geht. Und weil es Geschlechtergerechtigkeit nicht ohne das aktive und überzeugte Mittun von uns Männern geben wird.

Geschlechtergerechtes Handeln setzt geschlechtsbewusstes Denken voraus. Für uns Männer könnte das zum Beispiel die Erkenntnis sein, dass die traditionellen Geschlechterarrangements und die sie stützenden Männer- und Frauenbilder Frauen diskriminiert und zugleich Männer auf ein „halbiertes“, nämlich auf die Erwerbsarbeit fixiertes Leben reduziert haben. Und es könnte die Entdeckung sein, dass der Abschied von alten Rollenmustern für uns Männer nicht nur den Verlust von Privilegien, sondern im Gegenteil neue Lebensgewinne bedeutet – ganz persönlich, in unseren Beziehungen und in unseren Familien.

Die Einsicht übrigens, dass das traditionelle Geschlechterverhältnis in unterschiedlicher Weise zu Lasten von Frauen und Männern geht, hat schon vor gut zweihundert Jahren der Philosoph Friedrich von Schlegel formuliert. In einem Brief an seinen Kollegen Friedrich Schleiermacher schreibt er: „Die Ungleichheit zwischen Mann und Frau, die Unterordnung der Frau unter den Mann, führt zu einer Entzweiung der menschlichen Persönlichkeit, die sich bei den Männern in einem Mangel an Unschuld, Liebreiz und Liebe, bei den Frauen in einem Mangel an Wissen und Unabhängigkeit äußert.“

 

Andreas Ruffing