Date:29. Jul 2007

Immer mehr

Zeichen der Zeit

 

Da sitzen sie, die Helden der Tour de France. Selbst der stolze Träger des Gelben Trikots, Michael Rasmussen, verlässt die prominenteste Bühne des Radsports. Halt erwischt worden! Man hat den Eindruck, auf dieser Tour geht es wie bei den zehn kleinen Negerlein. Mal sehen, wer am Ende übrig bleibt, gewinnt und nicht gedopt war.

Was von diesem Vorgang zu halten ist, wird lang und breit in den Medien verhandelt. Im Rahmen der religiösen Spurensuche stellen sich die Fragen:

Was steckt letztlich dahinter?

Warum lässt sich die Elite des Radsports auf so etwas ein?

Was kann das für mich bedeuten?

 

Es ist offensichtlich, dass es hier wie in allen Sportarten um den Impuls geht: Wie kann ich erreichen, im höher, immer weiter, immer schneller zu werden? Wie kann ich es erreichen, möglichst auf Stufe 1 des Treppchens zu stehen, von zwei Holden geküsst zu werden, die Arme in Siegerpose nach oben zu reißen und den Pokal zu schwingen?

Was im Sport auf der Bühne der Öffentlichkeit gespielt wird, spielt sich auch in meinem alltäglichen Leben, mehr oder weniger gut getarnt, ab: Wer ist der Winner und wer der Loser?

Wer ist der Größte? Wer hat das Sagen?

Wo stehe ich, wo stehst du auf der Stufe der Hackordnung – in der Familie, im Beruf, im Verein, in der Gruppe?

 

Das muss nicht einfach Herrschsucht, Überheblichkeit oder Größenwahn sein. Der Hang zu „immer mehr“ liegt in uns. Die Sehnsucht, nicht übersehen zu werden, sondern „angesehen“ zu sein, ist uns angeboren. Das ist zunächst nicht negativ, denn es macht die Menschen wach und drängt sie zu kreative Handeln. Negativ wird es dann, wenn die Mittel zum Ziel ungerecht, übervorteilend, böse werden, und der Umgang der Menschen untereinander leidet.

Ein Erfolg, so zeigt die Lebenserfahrung, wird aber nicht ausreichen, um unser Herz zu befriedigen. Wir eilen von Erfolg zu Erfolg oder mühen uns darum. Immer höher, immer weiter, immer schneller, immer mehr! Und wir kommen an kein Ende. Weil unser Herz unruhig ist und unruhig bleibt, bis es Gott als den eigentlich „Erfolg“ des Lebens erkennt und begreift.

HB