Ein Trauerspiel
20.06.2018
Was sich da gerade an der Spitze unseres Staates abspielt, kann man nur als ein Trauerspiel bezeichnen. Bis Montag hatte man den Eindruck, dass ein großer Knall unmittelbar bevorsteht und die Koalition sich mit furchtbarem Getöse selbst den Todesstoß gibt. Nun verlängert sich die Tragödie um einen zweiten Akt, der 14 Tage andauern soll.
Was bewegt Menschen in den politischen Spitzenämtern dazu, sich auf diese Weise aufzuführen?
In der medialen Öffentlichkeit werden Gründe diskutiert, die sicher eine aktuelle, aber vordergründige Rolle spielen, etwa die bevorstehende Landtagswahl in Bayern oder die Notwendigkeit, den Zustrom nach Deutschland zu bremsen. Doch die Energie und die Härte, mit der gekämpft wird, weisen darauf hin, dass es um hintergründige oder tieferliegende Motive geht. Die angeblich sachlichen Notwendigkeiten kann man, wie die Stellungnahmen etwa der Bundestagsparteien zeigen, so oder auch ganz anders bewerten.
Was sind die hinter den „Sachargumenten“ verborgenen Motive und Werte?
Ein wohl offensichtliches Motiv ist das der persönlichen Macht. Der Hahnen- und Hennenkampf auf der politischen Bühne scheint etwas zu tun zu haben mit dem persönlichen Machtbedarf der Akteure. Wer ist der Stärkere? Wer versammelt die größte Truppe hinter sich? Spielt vielleicht sogar der Dominanzanspruch zwischen den Geschlechtern eine Rolle?
In diesen Machtkampf mischt sich noch die ergreifende Aussage, dass alle dem deutschen Volke dienen wollen. Es ist noch nicht so lange her, dass die Kontrahenten ihre Hand zum Schwur erhoben, dass sie dem deutschen Volke dienen wollen: „So wahr mir Gott helfe!“ Und bibelfeste Menschen erinnern sich an das Wort aus dem Matthäusevangelium: „Der Größte von euch soll euer Diener sein.“ Ja, wunderbar! Ich ersehne eine Umsetzung in den politischen Alltag, auch und besonders dann, wenn Wahlen anstehen und schwierige Situationen zu meistern sind.