Bild: Peter Weidemann – Pfarrbriefservice.de
„Heilsames Summen“ als Seelsorgeangebot – was für eine wunderbare Idee! Ich war sofort begeistert, als die Gemeindereferentin, die dieses Angebot plant, mir vor kurzem davon erzählt hat. Ja, so stelle ich mir heilsame Seelsorge vor: Möglichkeitsräume schaffen, in denen Menschen innehalten und ganz gegenwärtig sein können, mit sich selbst und bewusst oder unbewusst auch mit Gott in Berührung kommen, für einen Moment aufatmen und neue Kraft schöpfen können.
Und genau das haben die Menschen, die beim ersten „Probelauf“ des neuen Angebots im Rahmen des Pfarrfestes dabei waren, dann auch erlebt. Die Erfahrungen, die sie an diesem Nachmittag machen konnten, haben mich zutiefst berührt. Ich bin überzeugt, es waren – ob bewusst oder unbewusst – Gotteserfahrungen.
Für mich als „Spurensucherin“ ist es ein großes Geschenk, dass ich den Erfahrungsbericht zu diesem „Probelauf“ hier teilen darf. Beim Lesen kam mir spontan der Liedvers „Atem Gottes komm!“ in den Sinn kam. „Atem Gottes“, das ist doch diese heilende Kraft Gottes, die wir mit jedem Atemzug in uns aufnehmen, die uns lebendig macht, uns stärken und trösten will. Und diese heilende, stärkende und tröstende Kraft haben die Menschen beim Summen erfahren. Lesen Sie selbst:
Ein Pfarrfest-Spätsommer-Sonntagnachmittag in St. Matthias. Bei Sonnenschein ist der Platz vor der Basilika voll mit gut gelaunten Menschen, die Stände und Flohmärkte sind reichlich besucht – es brummt auf dem Vorplatz.
Es brummt auch im Trostgarten auf dem Friedhof, oder besser: Es summt.
Denn mehrere Menschen sind meiner Einladung zum „Heilsamen Summen“ in den Trostgarten gefolgt. Mal raus aus dem Trubel, hinein in den ruhigen, friedlichen Trostgarten. Ein paar Frauen sonnen sich auf der Sonnenliege, einige Männer und Frauen sitzen auf der Bank unter dem Amberbaum, eine Frau hat auf dem Rasen Platz genommen. Und sie summen. Mit geschlossenen Augen summt jede*r leise vor sich hin. Den Ton, der aus ihrem Inneren herauswill. Fünf Minuten lang summen sie. Sie atmen ein und summen aus, mehr machen sie nicht. Dann spüren sie nach, was sich durch das Summen verändert hat.
Wer am Anfang des Treffens noch schnell und flach im oberen Brustraum geatmet hat, spürt den Atem jetzt im Bauch. Manche erzählen von einem Kribbeln, das sie an unterschiedlichen Körperstellen gespürt haben, eine Frau sagt, dass ihr Kiefer lockerer geworden ist, andere spüren das Summen als Vibrieren, das bis in Beine oder Arme hineinreicht, ein Mann erzählt, dass er gar nichts mehr um sich herum wahrgenommen hat, weil er ganz vertieft ins Summen war, einige spüren nun, dass sie tiefer und ruhiger atmen.
Was allen gemeinsam ist: Innerhalb kurzer Zeit sind alle sehr entspannt. Und gut gelaunt.
Gemächlich und zugleich beschwingt schlendern sie nach und nach wieder aus dem Trostgarten raus.
Und ich? Ich bin erfüllt von Freude. Ich freue mich darüber, dass das Summen nicht nur bei mir allein eine so froh machende Wirkung hat, sondern dass es den Teilnehmer*innen ebenfalls auf vielfältige Weise gutgetan hat. Das ermutigt mich und macht mir Vorfreude auf die Sonntag-Nachmittage, an denen ich das Summen für Trauernde und Interessierte anbieten werde. Wenn nämlich das Summen in jedem einzelnen Menschen schon so eine Wirkung entfaltet, wie wird es dann erst sein, wenn mehrere Menschen gemeinsam in einem Raum summen?
Marie-Luise Burg,
Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Matthias, Trier
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