Hambacher Schloss

Kunst und Kultur

Hambacher Schloss - Foto: Klaus Glas

Foto: Klaus Glas

Vor einigen Monaten saß ich mit meiner Frau und einem befreundeten Paar im Flieger nach Portugal. Bei herrlichem Wetter war die Fernsicht klar. Wenige Minuten nach dem Start erblickte ich die Rheinebene und das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands: den Pfälzer Wald. Auf einem Vorberg sah ich ein gelb schimmerndes Gebäude. Beim Heran-Zoomen mit der Kamera erkannte ich es.

Das bei Neustadt an der Weinstraße liegende „Hambacher Schloss“ schrieb 1832 Geschichte: am Pfingstwochenende trafen sich dort 30.000 Menschen, um für die staatliche Einheit Deutschlands zu demonstrieren. Teilnehmer aus Polen und Franzosen wurden umjubelt. Man wollte auch über die engen Grenzen hinaus blicken und einander in Frieden und Brüderlichkeit begegnen.

Fahnen in den Farben Schwarz-Rot-Gold wurden erstmals mitgeführt und vor allem von Studenten getragen. Im Unterschied zur Flagge der Bundesrepublik stand die Fahne Kopf – der schwarze Streifen zuunterst. Im mittleren roten Teil prangte die Inschrift „Deutschlands Wiedergeburt“. Sie machte das Ziel der demokratisch gesinnten Bürger deutlich: man war unterwegs und forderte die Errichtung eines deutschen Nationalstaates. Immer wieder wurde die Festhymne „Hinauf, Patrioten, zum Schloss“ angestimmt, wo es heißt:

„Was tändelt der Bad’ner mit Gelb und Rot,
Mit Weiß, Blau, Rot Bayer und Hesse?
Die vielen Farben sind Deutschlands Not,
Vereinigt’ Kraft nur zeugt Größe:
D’rum weg mit der Farben buntem Tand!
Nur eine Farb’ und ein Vaterland!“

Der Deutsche Bund reagierte auf das „Hambacher Fest“ mit Verfolgung und Repression: Die Versammlungs- und Pressefreiheit wurde weiter eingeschränkt. Truppen wurden in die Pfalz verlegt. Die Redner wurden nach und nach verhaftet. Nur wenigen gelang die Flucht ins sichere Ausland. Es dauerte noch fast 120 Jahre bis die Bundesrepublik Deutschland geboren wurde.

Klaus Glas