Großbaustelle in unserer Straße

Gebet

Vor unserem Haus
wird gerade die Straße erneuert
Großsanierung:
ein neues Kanalsystem,
zusätzliche Elektroleitung,
neuer Straßenbelag,
verkehrsberuhigte Zone.
Sinnlos – in einer ohnehin ruhigen Wohngegend.

Die Häuser beben,
wo die Asphaltdecke abgehoben wird;
Lärm und Beben werfen
den letzten Langschläfer aus dem Bett.
Die Kinder genießen das
„Mountainbiking“ vor der Haustür;
die Eltern suchen Parkplätze
in den Nachbarstraßen,
andere suchen
ihr Auto.
Ich versuche,
mich mal wieder an einem Baukran vorbeizudrängeln
und freue mich an den vielen freundlichen Arbeitern.
Nachbarn stehen auf einmal vor ihren Häusern,
lernen sich kennen.

Ein Loch wird gegraben,
ein anderes geschlossen,
das nächste aufgebuddelt …

und irgendwann –
in drei Monaten, 
so sagt man –
wird’s hoffentlich schön sein
in unserer Straße.

Ein Bild für so manche Lebensetappe?
eine Baustelle,
manche Sanierungsmaßnahmen,
nötige und unnötige,
unzählige Beben,
viele Unannehmlichkeiten;
liebe Menschen am Wegrand;
manches, manchen – manchmal sogar Gott –
ganz neu entdecken
…

und hoffentlich –
ganz sicher –
wird’s einmal schön …

Kerstin Schroth