Date:03. Mrz 2010

Gran Torino

Kunst · Theater · Literatur

Beichtstuhl Augustinerkirche Mainz

Anne-Madeleine Plum | Beichtstuhl Augustinerkirche Mainz

– ein Film von und mit Clint Eastwood

Ein Film über die Beichte? Undenkbar, das guckt sich doch keiner an.
Falsch. Diesen Film schaut man sich an – ganz egal wie alt man ist und was man vom aus der Mode gekommenen Brauch der katholischen Ohrenbeichte hält. Es ist nicht Eastwoods neuester Film – aber ein unvergesslicher.
Schon bei den ersten Bildern merkt man, dass dieser Film gnadenlos heutig ist. Die Enkelin -mit bauchfreiem T-Shirt beim Requiem für die Großmutter – findet die ganze Veranstaltung nur ätzend, zumal ihr Handy kein Netz in diesem „Ghetto“ hat. Die Söhne regen sich über ihren griesgrämigen Vater auf, dem man es eben noch nie recht machen konnte.
Der Film lebt von Clint Eastwood als verbiestertem Korea-Veteran Walt Kowalski, dem seine asiatischen Nachbarn ein Dorn im Auge sind. Um seine Beichte geht es. Seine verstorbene Frau schickte ihm den hartnäckigen irischstämmigen Priester, um ihn zu dieser Beichte zu bewegen. Kowalski hat kein Bedürfnis zu beichten, schon gar nicht bei einem „Jungen, der frisch aus dem Priesterseminar kommt“ und keine Ahnung vom Leben hat. Aber das Drama, das sich nun anbahnt, steuert auf diese Beichte zu, die dann doch so ganz anders ausfällt als erwartet. Eine Lebensbeichte wird daraus – und eine Umkehr. Nicht nur in Kowalskis Verhältnis zu den Hmong, in deren Familientradition all das noch eine Rolle spielt, was er bei seinen eigenen Nachkommen vermisst.
Bis hin zur letzten Wende, die der Film nimmt, taumelt man von einer Attacke verbaler Ausfälligkeiten zur nächsten. Ordinär und brutal geht es zu. Aber zugleich ist es ein Film über Schuld und Vergebung, Liebe und Opfer.
Das Vermächtnis des alten Mannes ist ein Oldtimer, ein liebevoll gepflegter 72er Gran Torino. Er steht für Kowalski selbst – ein Veteran mit Werten, die aus der Mode gekommen, aber irgendwie doch begehrenswert sind. Zart und sanft, poetisch und eindringlich klingt sein wehmütiges Lied:

Engines hum
And bitter dreams
Grow heart locked
In a Gran Torino
It beats
A lonely rhythm
All night long …

 

Anne-Madeleine Plum