Frauenamt – die Gleichberechtigung

Kirchen-Geschichten

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5. Verlegenheitsargument oder … ?

„Das Priestertum ist ein Zeichen Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie hingibt“ an seine Braut, die Kirche, so Papst Franziskus (EG 104). Dieses Argument für den Mann als Verkörperung Christi, des Bräutigams, findet sich erst bei den letzten Päpsten. Weil die Begründung, Jesus habe nur Männer zu Aposteln erwählt und die Kirche habe es auch immer so gehalten, nicht mehr überzeugt?

Oder geschieht hier, was schon immer in der Heilsgeschichte bei „qualitativen Sprüngen“ sich ereignete: Neue Herausforderungen lassen tief in der Geschichte Gottes mit seinem Volk schlummernde Wirklichkeiten erwachen, wachsen und neue Entwicklungen hervorbringen.

Ein Beispiel: Jahrhundertelang wurden die Angehörigen nichtchristlicher Religionen als Menschen gesehen, die in der Finsternis des Irrtums, des Unglaubens oder der Verstockung lebten, die bekehrt werden müssten zur christlichen Wahrheit. Die anderen christlichen Kirchen galten als häretisch, abgefallen von der katholischen Lehre und Einheit. Herausgefordert durch die Verfolgung aller Religionen durch die nationalsozialistischen und kommunistischen Diktaturen und durch die Konfrontation mit einer säkularen religionslosen Weltsicht erlebten sich die Gläubigen aller Konfessionen und Religionen auf einmal als im selben Boot sitzend. Das Gebet Jesu, dass alle eins seien, und sein Geist, der Einheit in Verschiedenheit bewirkt, wurden neu entdeckt und brachten vom Beginn des 20. Jahrhunderts an die Ökumenischen Bewegungen hervor.

Ein ähnlicher Prozess hat begonnen und will die Kirche verändern, wo es um die Bedeutung der Laien und insbesondere der Frauen geht. Und da scheint die urbiblische Bundestheologie, die im Bild von Braut und Bräutigam gipfelt, höchst zukunftsträchtig zu sein.

Eine Bitte an Sie, die Leserinnen und Leser: Die Beziehung Bräutigam und Braut wird vom Lehramt der Kirche als Argument gebraucht für ein Verbot – das Verbot der Frauenordination. Das kann sofort Widerstand auslösen. Ist es möglich, hier zuerst einmal etwas sehr Schönes und zu Herzen Gehendes zu entdecken und sich davon bereichern zu lassen? Ich versichere: Es läuft nicht am Ende auf ein Verbot hinaus, sondern auf die offene Frage: Welche Bedeutung hat das? Vielleicht öffnet sich eine Tür ins Unerwartete!

Gehen wir auf die Suche: Wo kommt dieses Samenkorn „Bräutigam – Braut“ her, das auf einmal auszutreiben beginnt?

 

Kurt Faulhaber

 


Fortsetzung Mittwoch, den 3. November

Zu den vorangegangen Texten der Reihe:

1. Suche nach genuinem apostolischen Frauenamt
2. Machtfrage blockiert Amtsfrage
3. Im Namen der Gleichberechtigung?
4. Zeichen der Zeit?

 


siehe www.pastoral-am-puls.de

Die Beiträge sind der Versuch ihrer jeweiligen Verfasser, auf der Basis und im Geist der PASTORAL AM PULS Stellung zu aktuellen Fragen zu nehmen. Sie beanspruchen nicht, im Namen aller Vertreter der PASTORAL AM PULS zu sprechen.