Date:05. Aug 2009

Glasperlenspiele …

Gebet

Truhe mit Glasperlen

Foto: Kerstin Rehberg-Schroth

Eine Truhe mit (Edel-)Steinen
ein Geburtstagsgeschenk einer Freundin zum 2. Geburtstag meiner Tochter
eine Kleinigkeit, aber die Wucht: Was man als Kind mit solchen Steinen nicht alles spielen kann …
Einfache Steine werden zu Edelsteinen,
Glasperlenspiele lassen sich damit spielen,
Stunden von Beschäftigung – sinnvolle und sinnfreie – aber jeder Augenblick wertvoll!

Oh, Gott, lass mich doch auch immer wieder neu das Besondere, Wunderbare am Kleinen und Einfachen erkennen. Sehen, wie nicht nur meine Tochter ihre Steine „zählt“ und bestaunt, sondern wie Du jeden Stein, jeden Grashalm so wunderbar geschaffen hast, jeden kennst und beim Namen nennst … jeder wertvoll, jeder besonders, einmalig …

Mal sachte, mal weniger sanft geht sie mit ihnen um, räumt oder wirft sie in die Kiste, sucht einen neuen Ort für sie: einen Beutel, eine Tasche, ein Kistchen … – oder einfach: meine Hand …

Du, Gott, hast mir so vieles, Wunderbares, anvertraut, damit ich es wertschätze, achte, beschütze. Lass mich sorgsam damit umgehen; lass mich sehen, wie wertvoll meiner Tochter die Steine sind, die sie mir in die Hand legt – lass mich sehen, wie wunderbar und wertvoll all das ist, was Du mir anvertraust!

Minuten-, ja fast Stunden lang kann meine Tochter einen Stein suchen, wenn sie einen vermisst. Materialistisch?

So „materialistisch“, wie ich das in Gleichnissen lese … – Du suchst den einen einzelnen, der fehlt. Jeder – alles, was Du geschaffen hast – ist eben wertvoll und wichtig …

Gott, noch vieles, vieles mehr kann ich Tag für Tag lernen und erfahren, wenn ich das Staunen meiner Tochter über diese Steine (oder auch über anderes) ernst nehme.
Wie wunderbar ist Deine Welt, mein Gott, in die Du mich gestellt hast.
Schenke mir die Freude des „Spiels“: die Freude an den Herausforderungen meines Lebens, einen vertrauensvollen Umgang auch mit Traurigkeiten und Sorgen – in der Gewissheit, dass Du bei mir bist. Schenke mir die Freude daran ständig Neues zu lernen und zu begreifen, Deine Welt immer wieder neu zu bestaunen, mir Zeit für das Leben zu nehmen.

Lass mich aber vor allem immer wieder neu die Perlen meines Alltags entdecken – in all ihrer Zerbrechlichkeit, Besonderheit, Einmaligkeit.

 

Kerstin Rehberg-Schroth