Foto: Nicole Elß
Zu Pfingsten sind meine Familie und ich zu Besuch in Born im Taunus. Ein kleiner Ort mit ca. 800 Einwohner, sehr beschaulich und ruhig. Unsere Unterkunft ist direkt zu Füßen einer kleinen barocken Holzkirche. Als die Glocken zu läuten beginnen, mache ich mich auf, einen Blick in das Gotteshaus zu werfen. Schon von außen sieht die alte Kirche sehr hübsch aus. Ländlich, einladend.
Die Tür steht offen. Als ich eintrete, überrasche ich den Küster bei den Vorbereitungen für den Pfingstgottesdienst. Da außer uns beiden niemand in der Kirche zugegen ist, kommen wir schnell ins Gespräch. Der Innenraum ist blau, weiß und rot bemalt und wirkt dadurch himmlisch weit, obwohl er sehr klein ist. Mein Blick bleibt an der kleinen Orgel hängen, die genau über dem Altar gebaut wurde. In der Mitte der Orgel ist ein Frauenbild im Holz zu sehen. Der Küster erklärt, dass es ein denkmalgeschütztes Instrument des Orgelbauers Johann Wilhelm Schöler aus dem Jahr 1789 sei. Er habe seine verstorbene Frau dort verewigt, die im Kindsbett nach dem 9. oder 10. Kind ihr Leben verloren hatte.
Der Küster ist sehr stolz auf seine Kirche, die älteste evangelische Fachwerkkirche Westhessens. 1703 wurde sie von den Bürgern von Born vollständig aus Holz der umliegenden Wälder fertig gestellt.
In der Mitte stehen zwei starke, große Eichenstämme, die das ganze Gebäude stützen.
Als ich erwähne katholisch zu sein, erzählt mir der Küster mit Wehmut in den Worten und Augen, dass die Kirche 40 Jahre Simultankirche gewesen ist, doch die katholische Gottesdienste wurden leider eingestellt. Er mochte diese Gottesdienste gern und bedauert den Verlust der gemeinsamen Zeit sehr. Sein Arm stützt sich auf eine der Eichensäulen, ich stehe nah bei der anderen, als ich mich verabschiede. Auf dem Heimweg höre ich die Glocken, die noch mit Hand geläutet werden.
Ich denke an die zwei Eichenstämme, welche die Kirche tragen. Evangelisch und katholisch vereint in einem Raum, gemeinsam unter dem gleichen Himmel. Ein schöner Pfingstgedanke.
Die Texte und Bilder dieser Website sind urheberrechtlich geschützt, aber dafür geschrieben, dass Sie von Ihnen weiterverwendet werden. Siehe Infos!
Das Copyright für alle Teile der Website liegt bei den jeweiligen Autorinnen und Autoren und bei www.spurensuche.de und sind urheberrechtlich als Datensammelwerk geschützt.
Wenn Sie Seiten oder Teile für Ihre Website, ihren Pfarrbrief oder anderweitig verwenden, geben Sie bitte immer den Namen der Autorin bzw. des Autors sowie den Namen unserer Website an.
Die an der Seite angegebenen AutorInnen freuen sich, wenn Sie einen kurzen Kommentar oder eine Information schreiben.
Downloads und Kopien sind nur für den privaten, nicht kommerziellen Gebrauch gestattet.
vom 02. 2015 bis 12. 2022 hatten wir
987.651 Besucher, die
2.164.067 Seiten gelesen haben.