Date:22. Apr 2009

Frühlingsglaube

Kunst · Theater · Literatur

Moseltal

Foto: Klaus Glas

Ludwig Uhland

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Ältere, zumal jene, die den Krieg noch erlebt haben, kennen Uhland als Verfasser des Gedichtes „Ich hatt’ einen Kameraden“. Als Lied vertont wurde es am Volkstrauertag von Männerchören vor Gefallenen-Denkmälern gesungen.

Uhland (1787 – 1862) war als Jurist Realist und als Politiker Idealist. So war er 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, dem ersten demokratisch gewählten Parlament.
Als Dichter war er dagegen ein großer Romantiker. Sein Dichterkollege Eichendorff schrieb einst: „Seine Lyrik steht auch schon scharf auf der Wetterscheide zwischen der romantischen und der neusten Zeit. Und ein…Jubel ist Uhland’s… Poesie, die fast alle Elemente der Romantik wie zum Abschiedsgruße noch einmal austönt“. Davon zeugt das hoffnungsfrohe Frühlingsgedicht, das im März 1812 entstand.
 

Klaus Glas