Frauenamt – die Gleichberechtigung

Kirchen-Geschichten

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3. Im Namen der Gleichberechtigung?

Der Ruf nach Öffnung aller Ämter der Kirche für Frauen ist ein Nachhall auf den Kampf der Frauen um ihre Gleichberechtigung seit mehr als 200 Jahren, in Deutschland zum Mainstream geworden seit den 1960er Jahren. So entsteht der Eindruck, die Kirche hinke der Zeit weit hinterher.

Kann die Forderung nach dem Priestertum für Frauen im Namen der Gleichberechtigung erhoben werden? Gleichberechtigung muss verwirklicht werden, wo es um Gleiches geht.

War es gegen die Gleichberechtigung, dass kürzlich ein Gericht die Klage eines Mädchens abwies, das nicht in einen Knabenchor aufgenommen wurde? Wäre es Gleichberechtigung, wenn Frauen im Spitzensport wie Männer behandelt würden? Sollten im Theater und Kino Männer- und Frauenrollen nicht nach Geschlecht, sondern nach schauspielerischer Kompetenz vergeben werden?

Eines der Hauptargumente für das Priesteramt für Frauen wurde eine undifferenzierte Auslegung der Paulusworte im Galaterbrief: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (3, 28) Es ist unvorstellbar, dass Paulus, der weiß, dass Gott den Menschen „als Mann und Frau schuf“, hier eine pauschale Gleichheit von Mann und Frau vertritt.

Für mich ist die Interpretation dieses Pauluswortes überzeugend, die das „Manifest zur Erneuerung der Theologie“ vertritt: Da „die Gestalt dieser Welt vergeht“ (1 Kor 7,31), werden alle Identitäten wie die von Frau und Mann radikal relativiert. Deshalb soll der Christ nach der Haltung des „so, als ob nicht“, leben. Z.B. „soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine“ (1 Kor 7, 29). So wenig wie das Verheiratet-Sein will Paulus das Mann- und Frausein als unerheblich und bedeutungslos bewerten. Die Lebenskunst des Christen besteht darin, auf eine Zukunft hin zu leben, in der alle Identitäten nicht mehr trennend wirken und gleichzeitig in einer Welt zu leben, die fundamental durch diese Unterschiede strukturiert ist. (nach Miroslav Volf und Matthew Croasmun, Für das Leben der Welt. Eine Manifest zur Erneuerung der Theologie. Münster 2019. S. 181)

Da braucht es ein „kreatives Improvisieren“. Dieses Pauluswort kann also durchaus zur Frage des Priesteramtes für Frauen herangezogen werden. Aber als Argument zum Abwägen, nicht zum Ende der Debatte.

Kurt Faulhaber

Fortsetzung Mittwoch, den 20. Oktober

 

Zu den vorangegangen Texten der Reihe:

1. Suche nach genuinem apostolischen Frauenamt
2. Machtfrage blockiert Amtsfrage


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Die Beiträge sind der Versuch ihrer jeweiligen Verfasser, auf der Basis und im Geist der PASTORAL AM PULS Stellung zu aktuellen Fragen zu nehmen. Sie beanspruchen nicht, im Namen aller Vertreter der PASTORAL AM PULS zu sprechen.