Exerzitien im Alltag

Zeichen der Zeit

Dreifaltigkeit - Largo Maggiore - Foto: Hubertus Brantzent

Foto:  Hubertus Brantzen

Die österliche Busszeit ist auch die hohe Zeit der Exerzitien im Alltag. In den vergangenen Wochen der Vorbereitung auf Ostern haben sich wieder landauf landab zahllose(!) Gruppen zu “Exerzitien im Alltag” versammelt. Ein echtes Zeitzeichen, von solchen, die Hoffnung geben. Sie haben vielleicht selbst an solchen Exerzitien teilgenommen oder sie motiviert und mitgestaltet. Sehen Sie einfach Mal nach bei Google: Exerzitien im Alltag 2012. Es werden 102 000 “Ergebnisse” vermeldet. Gemeinden, Bildungshäuser, Initiativ-Gruppen aller Art stellen sich dort vor und werben für die Sache, ihre Sache. Wir lesen dort Titel wie: Das Leben ins Gebet nehmen. Geist-voll-leben. Fenster zum Himmel. Wer so zu Gott spricht, hat Hoffnung und Vertrauen. Daraus erwächst Fruchtbarkeit. Wir glauben, darum reden wir. Wachsen vollzieht sich in der Stille. Eine Art Definition sagt: “Exerzitien im Alltag sind geistliche Übungen auf dem Weg unseres Lebens, die Sehnsucht nach Gott wach werden zu lassen und Suchbewegungen nach Gott eine konkrete Gestalt zu geben.” Die Exerzitien im Alltag sind zunächst von einer Gruppe von Jesuiten entwickelt worden. Inzwischen haben sie viele “Väter und Mütter” und sind zu einem Selbstläufer geworden. Allen Initiativen gemeinsam ist, dass sie nicht in erster Linie von der etabliereten Pastoral ausgehen, sondern vielfach echte Basis-Initiativen sind.

Ihr Ziel: Gott im Alltag suchen (und finden). Und immer wieder die Erfahrung, dass das im eigenen Leben Beobachtete eine eigenartige Ähnlichkeit mit dem in den Heiligen Schriften Erzählten hat. Nicht zuletzt sind die Exerzitien auch ein besonders “leichter” Ort des Miteinanders von Christen über die Konfessionsgrenzen hinaus. Ein (ökumenisches) Team von Gemeindereferentinnen aus Trier nennt seine Einführung in den Vorgang Exerzitien im Alltag: “Ein Pilgerbuch”. Sie schreiben: “Ignatius von Loyola, auf den wir uns mit unseren Exerzitien berufen, hat sich selbst als Pilger gesehen. Er war nicht nur ständig zu Fuß und mit dem Schiff ‘äußerlich’ unterwegs (in Spanien, bis nach Jerusalem, nach Rom…), sondern auch lebenslang ‘innerlich’ in der Frage nach dem Willen Gottes für sein Leben und später zugleich für das Leben seiner Gemeinschaft, der Gesellschaft Jesu (Jesuiten). In allem, was geschieht, lässt Gott sich finden: in den Tiefen und Höhen des Lebens, in Widerständen, in Freude und Angst, im Gelingen und Scheitern, im Ja und im Nein, im Verstehen und Nicht-Verstehen, in Schuld und Versöhnung, in Trennung und Zusammenfinden. Sich vier Wochen und Tage mit Jesus Christus betend auf den Weg machen in Exerzitien im Alltag: Pilgern, wandern, sich wandeln. Wahrnehmen, was ist und achten auf das, was kommt. Anhalten, sich konzentrieren. Sich orientieren. Erkennen ob und wie es weitergeht. Kräfte sammeln, Stärkung finden. Richtungen unterscheiden, sich entscheiden, entschiedener weitergehen. das Leben erspüren, das Gott bereit hält in allem, was ist und geschieht.” Und dann immer neu das “Gebet der liebenden Aufmerksamkeit”. Eine in unseren Breiten bereits seit Jahren vielen bekannte Gebetsart.

Nicht zuletzt haben wir es hier mit einem wichtigen Beitrag zum Programm der Neu-Evangelisierung zu tun.

Herbert King