Entweltlichung

Kunst und Kultur

Geld- Foto: Esther Stosch - pixelio.de

Foto: Ester Stosch – pixelio.de

Zu den Worten, die in den letzten Jahren besonders viel Staub, Diskussionen, Ablehnung, ja Animositäten hervorgerufen haben, gehört zweifelsohne “Entweltlichung”. Es stammt von Benedikt XVI., der es zum Abschluss seines Besuchs in seinem Heimatland in Freiburg vor der eigens dazu geladenen geistigen und institutionellen Führungsschicht der Kirche in Deutschland geprägt hat. Von dem Vielen, was dort auch noch gesagt wurde, ist das Wort Entweltlichung besonders haften geblieben, ja aufgestoßen. Ein kritisches Wort Roms an eine Kirche, die sonst viel Kritisches nach Rom hin zu sagen hat. Ein Blick der Außenansicht auf die Kirche hierzulande. Sicher nicht der einzige Blick. Warum aber die fast allergische Reaktion?

Das Thema Limburger Bischofshaus bringt das schon fast wieder in der Versenkung verschwundene Wort mit Macht zurück. Ebenso mitwirkt der Stil des neuen Papstes, der auf Einfachheit und Bescheidenheit drängt. Dieser wird inzwischen der katholischen Kirche in unserem Land mehr und mehr unter die Nase gerieben.

So wird nicht nur größere Transparenz und allgemeinere Offenlegung des kirchlichen Besitzes verlangt, sondern auch genau vorgerechnet, wer nun in welcher Art von Auto fährt usw., usw. Wie beim Missbrauchsskandal ist es dabei völlig gleichgültig, dass auch andere entsprechend sündigen durch Protzbauten, Überhöhung der Kosten und dergl. Dies in der evangelischen Kirche, den Sportvereinen, Komunen, Ländern oder dem Staat insgesamt. Ein Vergleich würde manches beachtlich relativieren und auf normalere Maße zurückstutzen.

Doch die Kirche soll eben anders sein. Eine sehr richtige Sehnsucht und Sichtweise. Zu sehr hat die Kirche sich in der Vergangenheit den Gepflogenheiten der Mächtigen dieser Welt angeglichen in der Meinung, dass sie nur auf diese Weise genügend, oder jedenfalls besser, ihrem Auftrag nachkommen könne. Da ist, vor allem seit dem Vatikanum II manches, ja sehr vieles, anders geworden. Und doch gibt es da noch immer Reste eines institutionellen Macht- und Repräsentationsdenkens. Zumal in der katholischen Kirche, die so viel auf Symbolik und Sinnnenhaftigkeit des Religiösen gibt.

Im Hintergrund der sehr aufgewühlten öffentlichen Meinung im Zusammenhang mit dem Bischofshaus in Limburg steht die Tatsache, dass die institutionell und staatlich(!) gesicherte Bedeutung unserer Kirchen(n) in Deutschland in keinem so richtigen Verhältnis (mehr) steht zu ihrer realen Bedeutung für die Menschen. Viel zu wenig gelingt es den Kirchen, den Menschen Gott zu erschließen und in der Sinnfrage entsprechend hilfreich zu sein.

Der Blick auf andere Länder der katholischen Christenheit zeigt uns Kirchen, die oft mit ganz geringem institutionellem und finanziellem Aufwand glaubensmäßig sehr viel besser dastehen. So scheint es jedenfalls. Vielleicht ist das Limburger Bischofshaus ein Gotteszeichen, das zum Umdenken auffordert und dieses veranlasst.

Herbert King