Date:12. Apr 2003
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Ein Bruch

Meditation

 

Da zerbricht etwas
Da zerbricht ein Stück Brot

Und da zerbricht einer
Da zerbricht einer an der Sturheit und Blindheit
an festgefahrenen Denkmustern und überkommenen Gewohnheiten
am Vertrauensbruch, sogar der Treuen

Da lässt sich einer zerbrechen
damit nicht noch mehr an ihren Sünden zerbrechen
Der Gebrochene teilt seine Gebrochenheit mit allen Gebrochenen

Das gebrochene Brot und der am Kreuz gebrochene Leib des Herrn:
Ein Bruch in der Heilsgeschichte

Ein Bruch mit dem Alten Denken
Gleiches wird nicht mit Gleichem vergolten
Ein Bruch wie ein Aufbruch
Ein Bruch, der zum Segen wird

 

Am Brotbrechen erkannte man die Christen damals. Beim Herrenmahl im kleinen Kreis wirkte dieses Zeichen wie ein geheimnisvoller Ritus. Eine Spur, die zu Jesus Christus in den Abendmahlsaal führt. 
Über die Jahrhunderte ist die Feier der Eucharistie eine Großveranstaltung geworden, bei der dieses ursprüngliche Zeichen leicht übersehen werden kann. Manchmal ist es sogar nur noch als Knacken über das Altarmikrofon wahrnehmbar.
Dass hinter diesem Brotbrechen handfeste Brüche und Gebrochenheiten stecken, dass es beim Anbeten dieses eucharistischen Brotes nicht nur fromme Assoziationen geben muss,
dass dieses gebrochene Brot mit meinen Brüchen zu tun hat, – all das mag uns am Gründonnerstag neu bewusst werden.

 

Martin J. Emge