Date:25. Mai 2011

Dylan und die Kirche

Kunst · Theater · Literatur

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Foto: Fuldaer Zeitung
 

Robert Allen Zimmerman ist dieser Tage 70 geworden. Er ist nicht irgendwer. Als Bob Dylan wurde er in den 1960er Jahren weltberühmt. Der US-amerikanische Musiker galt damals neben Elvis und den Beatles als größte Pop-Ikone der Neuzeit. „Die Welt“ lobt ihn als „größten noch lebende Songschreiber“, während „Der Spiegel“ ihn als „alten Grieskram“ verhöhnt.

Während viele Songs der alten Musiker-Stars nur noch der ältere Generation bekannt sind, summen auch die Kids von heute noch mit, wenn „Knockin’ on Heaven’s Door“ im Radio läuft.

Letzteres kannte sogar der verstorbene Papst Johannes Paul II. Er lud Dylan 1997 zum Eucharistischen Kongress nach Bologna ein. Unvergesslich war für die 300.000 TeilnehmerInnen die Geste am Ende des kurzen Auftritts: der Pop-Titan verneigte sich vor dem Nachfolger Petri.

Nur einen hat der Auftritt damals mächtig gewurmt: der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Josef Ratzinger hatte vergeblich versucht, den Auftritt des Song-Schreibers verhindern. Dass Dylan Ende der 1970er Jahre zum Christentum konvertierte und später drei Gospel-Platten veröffentlichte, konnte ihn nicht überzeugen. Dylans bekanntester Song „Blowing in the wind“ war für ihn schon „im Ansatz nihilistisch“.

Der alte Papst dagegen nahm die Hymne einer ganzen Generation gelassen und las Dylans Lyrik in einem spirituellen Rahmen. Den TeilnehmerInnen des Eucharistischen Kongresses rief er zu: „Ihr sagt, die Antwort ist in den Wind geschrieben, meine Freunde. So ist es. Aber es ist nicht der Wind, der Dinge wegbläst, sondern der Atem des Heiligen Geistes, die Stimme, die ruft und sagt: Komm!“
 

Klaus Glas