Date:03. Mrz 2006

“Du bist Deutschland”

Zeichen der Zeit

Steinfigur: Frau am Meer

 

Mit “Du bist Deutschland” wird von verschiedener Seite seit einiger Zeit um ein positiveres Verhältnis zum eigenen Land geworben. Ein Dauerthema in unserem Land ist das Thema der deutschen Identität. Aus einer Art Hass-Liebe soll ein abgeklärtes Gefühl der Dankbarkeit unserem Land gegenüber werden und dass ich da leben darf. Ein Gefühl, das ich auch aussprechen kann und darf(!). Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass ein neues deutsches Selbstwertgefühl tatsächlich am Entstehen bzw. am Wachsen ist. Und doch tut sich solches nach wie vor schwer. Also ein Zeit-Zeichen. 
In diesem Zusammenhang sind mir die Abschiedsworte von Papst Benedikt XVI. auf dem Köln/Bonner Flughafen wertvoll und hilfreich. Testen Sie Ihre Gefühle, wenn Sie die Worte lesen. Als kleine Vorgabe der Hinweis: Jeder(!) Bürger dieser Erde wird sich in solchen Worten über sein Heimatland, auch wenn es noch so arm ist, sonnen. Wie reagiert meine Seele?

“Bei seinem Abschied fand Benedikt bewegende Worte für die Bedeutung des katholischen Weltjugendtags für die Bundesrepublik. Vor dem Segenswunsch an alle Deutschen ‘für eine Zukunft sorgenfreien Wohlstands in Frieden und Eintracht’ sagte er: ‘Die gemeinsam verbrachten Tage haben vielen jungen Leuten aus aller Welt ermöglicht, Deutschland besser kennen zu lernen: Wir wissen alle um das Böse, das im 20. Jahrhundert von unserem Vaterland ausgegangen ist, und bekennen es mit Scham und Trauer. Aber in diesen Tagen ist gottlob weithin sichtbar geworden, dass es auch das andere Deutschland gab und gibt – ein Land einzigartiger menschlicher, kultureller und spiritueller Wette. Ich wünsche mir, dass diese Werte auch dank dem Ereignis dieser Tage neu in die Welt ausstrahlen mögen. Ich bin gewiss’, schloss der deutsche Papst, dass der Enthusiasmus so vieler junger Leute ‘eine gute Erinnerung zurücklässt und so auch für Deutschland ein Zeichen der Hoffnung ist, ein Ferment echter Erneuerung der gesamten Gesellschaft'”. (FAZ vom 22.8.2005,1).

In ähnlichen Worten haben sich zahllose Jugendliche aus aller Welt ausgedrückt. Hervorgehoben wurde immer wieder die große Gastfreundschaft der Deutschen.

Wie regiere ich auf solche Worte? Wie wohl fühle ich mich in meiner deutschen Haut?
Wie reagiere ich, wenn jemand ohne gleichzeitigem Nennen von etwas Negativem etwas Gutes von dem Land, in dem wir leben, sagt?
Empfinde ich Schmerz, wenn andere es kritisieren? Oder regiere ich mit der üblichen Abwertung, dass da ja sowieso nichts zu erwarten ist?
Kann ich ein Lob unseres Landes einfach stehen lassen und “Danke” sagen, vor allem, wenn es von Nicht-Deutschen kommt?
Inwieweit fühle ich mich im Ausland als Botschafter und Botschafterin dieses Landes und verhalte mich entsprechend freundlich?
Ein nicht unkompliziertes Thema.

P. Herbert King