Die verbrannte Maria

Kirchen-Geschichten

Foto: Raimund Stockinger

Vor ein paar Tagen war ich mit einem orthodoxen Christen zusammen. Er lebt schon längere Zeit in Deutschland und kümmert sich jetzt rührend um die geflüchteten Menschen aus der Ukraine. Er kam zu uns mit dem Anliegen, einen Gottesdienstort für einen orthodoxen Gottesdienst zu finden.

Wir schauten uns dazu die Acherner Pfarrkirche an, und er wurde aufmerksam auf das ikonenhafte Bild der schwarzen Madonna von Tschenstochau vorne links in der Kirche. Auch in der Turmkapelle fanden wir eine Ikone. Das waren für ihn schöne Anknüpfungspunkte auf der Suche nach einem Gottesdienstort, auch ein kleines Gefühl des „beheimatet seins“. Bei unserem Suchen entdeckte ich auch noch diese etwas andere schwarze Madonna in der Turmkapelle. Mir ist sie bisher noch nie aufgefallen. Eine Madonna mit dem Jesuskind, die gezeichnet ist von einem Feuer, das über sie hereinbrach und seine Spuren hinterlassen hat.

Für mich war es auf einmal eine Madonna für die Ukraine – einem Land, das auch vom Feuer des Krieges und der Zerstörung gezeichnet ist. Mich hat es an die Fotos der verletzten Kämpfer im Stahlwerk Asowstal in Mariopol („die Stadt Mariens“) erinnert.

Vielleicht  zünden sie auch eine Kerze an für die Menschen, die unter dem Feuer des Krieges leiden und für einen möglichst friedlichen Ausgang dieses Krieges, der durch die Menschen aus der Ukraine bei uns auch für uns so greifbar nah ist.

Übrigens: Der orthodoxe Gottesdienst wird jetzt wahrscheinlich seinen Platz in der Jugendkirche Illenau finden. Dort lässt sich auch ganz gut die Ikonenwand aufbauen. Es wird sich herumsprechen, wann der Gottesdienst sein wird. Man kann da sicher auch mal neugierig dazukommen…

Raimund Stockinger