Bild: BREDEHORN.J / pixelio.de
Altbekannt, dieses Gleichnis …:
der Vater, die Söhne – die Schweine, das Fest …;
ich kenne die Worte, kenne die Bilder –
und doch habe ich Fragen:
Wo ist die Mutter?
Zwei Söhne, ein Vater – keine Frau, keine Tochter.
Ein Männerdrama – Frauen? Nicht erwähnt.
Unsichtbar. Kein Erbteil. Kein Wort. Kein Platz am Tisch.
Jesus, findest Du das so selbstverständlich?
Und erst recht:
Findest Du das gerecht?
So selbstverständlich – das Fehlen von Frauen in Ämtern unserer Kirche,
so gerecht – das unsichtbare Mit-Gemeintsein.
Jesus, was denkst Du Dir dabei?
In diesem Monat, an diesem Wochenende:
Frauen streiken weltweit.
Frauen
bestreiken eine Kirche,
die uns gute Worte gibt,
aber uns an den Türen aufhält,
uns Türen vor der Nase zuschlägt.
Als Kirche
predigen wir Nächstenliebe,
aber halten viele auf Abstand:
Wir Frauen sind mit-gemeint,
aber selten gemeint-gemeint.
Nicht nur im Gleichnis,
wo Tochter und Mutter fehlen.
Sie sind nicht weggelaufen,
sie kritisieren nicht, freuen sich auch nicht
über die Rückkehr
des geliebten Sohnes,
sind im Gleichnis
einfach
nicht
da.
Unsichtbar.
Sie fehlen jetzt im Bundestag.
Bei den Treffen der Regierenden – weltweit.
Männerquote hoch.
Sie sind da – aber in geringerer Zahl.
Eine Bundestagspräsidentin ersetzt
keine Bundeskanzlerin, keine Bundespräsidentin,
keine Päpstin oder Bischöfin.
„Jetzt muss mal wieder ein Mann dran“,
so hörte ich einst nach 16 Jahren Bundeskanzlerin.
Gut. Aber wie viele Jahre hatten wir einen Bundespräsidenten?
Einen Papst? Einen Bischof?
Wie viele Jahre waren Männer Kanzler?
„Ihr habt doch schon so viel erreicht.“
„Gebt euch doch endlich zufrieden.“
Zweite Plätze gibt es inzwischen.
„Das ist doch schön; lasst es doch gut sein.“
Jesus, Vertröstungen helfen nicht.
„Jetzt nicht, später vielleicht.“
Nein. Auch Mütter umarmen.
Sind barmherzig.
Töchter verprassen Geld.
Oder ärgern sich, wenn Brüder
oder auch Schwestern ihnen die Show stehlen.
Frauen lieben, leiden, streiten.
Sie sind da.
Wir sind da.
Immer gewesen.
Im heutigen Gleichnis unerwähnt.
Ein Bild für unsere Zeit.
Wir stehen – wir kommen
nicht zu einem Vater allein,
sondern zu einem Gott,
der mütterlich ist, väterlich ist,
über jede Geschlechterordnung erhaben.
Wir glauben an Gott, der*die uns sieht.
Gott ist
ein Gott nicht nur für Söhne.
ein Gott für Menschen.
Alle Menschen.
P.S.: Der Aufruf zum Streik ist keine deutsche Bewegung; Frauen streiken in dieser Fastenzeit – in Nord- und Südamerika, in Asien, Australien – weltweit: https://www.catholicwomenstrike.org/.
Ich streike nicht, sondern arbeite und gestalte aktiv weiter Kirche, erkläre mich aber ausdrücklich solidarisch mit allen Frauen, die in dieser Fastenzeit ein „Patriarchatsfasten“ einlegen und deshalb auf die Mitfeier der Eucharistie verzichten oder durch das Niederlegen ihrer Ehrenämter sichtbar machen wollen, wie viel Arbeit in der Kirche täglich unsichtbar geschieht, während Männer ganz selbstverständlich – auch über Frauen – Entscheidungen treffen.
An diesem Sonntag setzen Frauen auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln ein Zeichen: Sie „schmieren Frauenrechte und Frauenwürde aufs Butterbrot“ und laden alle ein, die in der Nähe sind, sich zu solidarisieren: Gleichberechtigung von Frauen trüge ihrer Überzeugung nach auch zu mehr Frieden in der Welt bei.
Wir sind als Mann und Frau geschaffen – und manche stehen über diesen Geschlechterzuordnungen, sind weder Frau noch Mann. Nur gemeinsam sollten wir Erde gestalten und uns ergänzen; niemals sollten sich die einen über die anderen erheben – und über sie bestimmen. Denn wir alle sind gleichwürdige Kinder Gottes.
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