Date:04. Jan 2012

Die Lust an der Demontage?

Zeichen der Zeit

Fernsehen

 

Ohne Zweifel – er müsste die Gesetze der demokratischen Öffentlichkeit besser kennen und auf der Klaviatur der Medien besser spielen können. Doch ehrlich gesagt: Er tut mir inzwischen leid, unser Bundespräsident.

Die Regeln des normalen Menschenlebens gelten offenbar nicht für ihn. Natürlich brauche ich als einfacher Bürger ab und zu die Hilfe von Freunden. Wer hat nicht schon einmal die Gastfreundschaft eines Freundes in Anspruch genommen, ohne ihm die im Fernsehinterview geforderten 120 Euro am Tag zu überreichen. Und wer würde nicht gerne einen von Freunden vermittelten, gut verzinsten Kredit beim Hausbau annehmen.

Wenn es sich um eine Millionen schwere Luxusvilla handeln würde, die mit einem Kredit finanziert worden wäre, könnte ich noch die Aufregung verstehen. Aber dieses in Deutschland wohl inzwischen am besten bekannte Einfamilienhaus könnte genauso gut in der Siedlung hier um die Ecke stehen.

Und was mich fast wütend macht, ist, mit welcher Selbstverständlichkeit bei den Recherchen in den Intimitäten einer Familien herum gewühlt wird. Der Präsident hat im Interview einige Kostproben gegeben. Dieselben, die heute die Kontoauszüge des Präsidenten sehen wollen, protestieren morgen gegen den Überwachungsstaat.

Ja, ja, ich weiß, es geht um das Prinzip. Und, und, und …

Oder spielt vielleicht doch die Lust an der Demontage eines Menschen, die Lust am Untergang eine Rolle? Einen mal so richtig durch den Stall zu treiben, ihn vorzuführen – und das mit einem Gesicht, hinter dem irgendwie der Heiligenschein schimmert!
 

Hubertus Brantzen
 

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