Date:18. Mrz 2009

Der Samurai

Kunst · Theater · Literatur

Figur Samurai

Foto: pixelio.de 254567

Alle Bücher ausgelesen; und jetzt? Komm, nimm einfach einen von Deinen schon mal gelesenen Romanen aus dem Regal. „Der Samurai“ von Shusaka Endo. Ich glaube nicht, dass man das Buch kennen muss. Irgendwie hat’s mich beim Suchen „angeguckt“.

Ich fange an zu lesen und finde mich im alten Japan wieder; das wundert mich bei dem Titel gar nicht. Aber was mir nicht mehr in Erinnerung war: es geht um die Christianisierung Japans im 17. Jahrhundert. Ein Samurai spielt die Hauptrolle, der auf Umwegen mit dem Christentum in Kontakt kommt.

Einer der „Hauptvertreter“ ist der Franziskanerpater Velasco, der eine eigentümliche Rolle spielt. Von allen Seiten angefeindet, träumt er davon Bischof von Japan zu werden. Nicht nur die Japaner stehen ihm feindselig gegenüber, auch die Politiker im Heimatland mit ihren Interessen und die in Japan tätigen Jesuiten stehen in Opposition zu P. Velasco. Sein Traum macht deutlich, wes Geistes Kind dieser Pater ist. Vor allem an der Macht ist er interessiert. Es den anderen zeigen. Der bessere Missionar zu sein. Die Gegner aus dem Land verweisen mit der höheren kirchlichen Autorität …

Plötzlich bin ich ganz wach beim Lesen. Da vergleicht sich doch P. Velasco mit dem Völkerapostel Paulus! Mitten im Paulusjahr findest du in einem Roman, den zu „zufällig“ aus dem Regal gezogen hast, eine Paulusspur. P. Velasco vergleicht sich mit dem Apostel Paulus – interessant.

Aber, dieser Franziskaner sieht in Paulus den Rebellen, denjenigen, der überall aneckt, den keiner versteht, der machtvoll seine Sache vertritt …

Wo ist der Paulus, der nach Gottes Willen fragt und die offenen Türen sucht? Wo ist der Paulus, der sich mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berät und im gemeinsamen Gebet mit ihnen nach Gottes Spuren sucht?
Paulus war kein Einzelkämpfer. Und er hat nicht seine Ehre gesucht, sondern die seines Herrn.
Lieber P. Velasco, schau doch noch einmal genau hin; und vor allem tausch dich mit anderen aus, damit Du nicht deinen Vogel mit dem Heiligen Geist verwechselst. Übrigens, das Bild vom Samurai mit seinem Bogen kann dir ein guter Hinweis sein. Die Samurai schießen mit hoher Präzision ihre Pfeile ins Ziel. Sie sind ausgesprochen treffsicher. Deine Pfeile gehen oft meilenweit daneben.
 

Stefan Keller
 

Shusaka Endo, Der Samurai, Schneekluth, 2.-3. Auflage 1988