Zeichen der Zeit
Foto: Cornelia Napierski
Viele planen schon jetzt, im Frühjahr den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu laufen. Eine wunderbare Sache, finde ich, aber der eigentliche Pilgerweg des Lebens ist der Weg unseres gewöhnlichen Alltags. Täglich müssen wir uns neu orientieren, immer wieder die Richtung für nachfolgende Schritte festlegen und uns die Frage stellen, was wir eigentlich wollen, worauf wir sinnen. Diese Frage erfordert eine ehrliche Antwort. Wir brauchen Mut für unseren Weg durch den Alltag und müssen häufig etwas wagen.
Was bewegt uns eigentlich loszugehen, was ist für jeden einzelnen die treibende Kraft? Was lässt uns weitergehen, wenn Ängste, Sorgen und Unsicherheiten im Leben auftauchen? Unser Weg ist von vielen Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Ständig werden wir mit neuen Realitäten konfrontiert und wir sind eingeladen, uns auf Neues einzulassen. Dabei gilt es immer wieder ganz realistisch, sowohl die eigenen Grenzen und Möglichkeiten, als auch unsere Gaben und Begabungen wahrzunehmen.
Wir sammeln Erfahrungen im Gehen unseres Weges, Schritt für Schritt. Auch wenn es immer wieder Phasen des Alleinegehens gibt, so sind wir doch alle gemeinsam auf dem Weg. Wir haben Weggefährten, die uns begleiten und stützen, und denen auch wir zuweilen Hilfe sind. Im Gehen des Weges entfaltet sich unser Leben, das Unterwegssein verwandelt uns. Die gemachten Wegerfahrungen lassen uns reifen und das Leben immer wieder neu deuten. Unsere Standpunkte und Sichtweisen verändern sich. Gott ist ein Gott des Weges. Wir können darauf vertrauen, dass er als ständiger Wegbegleiter mit uns unterwegs ist. Seine Nähe ist erfahrbar. Versuchen wir einfach vertrauens- und hoffnungsvoll, das uns auf dem Weg durch den Alltag Widerfahrene zu deuten und mit Gottes Gegenwart in Beziehung zu bringen.