Date:15. Jan 2014

Das Fest – nicht nur für Christen

Zeichen der Zeit

Weihnachtsbaum - Foto: Hubertus Brantzen

Foto: spurensuche.de

Weihnachten – Das Fest, das nicht nur den Christen gehört

Wieder haben wir Weihnachten gefeiert. Ein christliches Fest zweifelsohne. Und doch nicht so ohne weiteres. Auch ein Fest, das besonders viel Säkulares, Humanistisches und Heidnisches sozusagen enthält. Fest der Familie wird es genannt, Fest des Friedens und der Friedensbotschaften, Fest des Kindes, der eigenen Kindheitsrfahrungen, die sich in vielen, vielen Fällen vor allem (positiv) an Weihnachten festmachen. Fest der Geschenke, Fest de Aktualisierung unserer persönlichen Netzwerke.

Das Datum des Festes hat es mit der Natur-Erfahrung der Wintersonnwende zu tun. Diese, ihrerseits, wurde im Römerreich als heidnisches Fest der “Unbesigten Sonne”, des “unbesiegten Gottes”, des “sol invictus” gefeiert. Im Maße die Kultur der damaligen Zeit christlich wurde, wurden nun auch Naturabläufe und ihre heidnischen Deutungen christologisch gedeutet und gefeiert. Christus ist die wahre “unbesiegte Sonne”, der in der heidnischen Religion nur geahnte eigentliche sol invictus. Und in den wieder länger werdenden Tagen wird Christus gesehen und erlebt, der wächst. So ist Weihnachten auch das Fest des Lichtes und der Lichter inmitten einer dunklen Nacht. Ein besonders häufiges Symbol ist dies auch heute, auch in ansonsten säkularen Darlegungen zu Weihnachten. Doch so säkular sind diese halt dann doch nicht.

In einer Kultur, in der viele Menschen an Engel glauben und diesen begegnen, werden die biblischen Darlegungen der Geburt Jesu mit ihren vielfältigen Engelserscheinungen, dann doch nicht als reine Legende erlebt. Da kommt keine Theologie bei. Die ganzen Weihnachtsumrankungen des Lukas und des Matthäus scheinen gar nicht so widersprüchlich zu sein zu manchen sonstigen Vorstellungen im menschlichen Geist und Herzen. An Weihnachten darf(!) man an Engel und Wunderbares glauben, zusammen mit den Kindern, und wie damals als man noch selbst Kind war. Und dies mit der Sphäre der Seele, die sich auf Wunderbares bezieht, ohne genau zu prüfen, was sie denn darf(!). Mithelfen dabei tun die vielen Krippendarstellungen, die landauf landab in breitesten Bevölkerungskreisen gebastelt, aufgestellt und besucht werden. Trend steigend. Und in unverhältnismäßig vielen Haushalten wird am Heiligabend die Weihnachtsgeschichte nach Lukas gemeinsam gelesen.

Und immer wieder der Name Bethlehem. Er hat einen fast magischen Klang. “Stern über Bethlehem” ist eine besonders häufig antreffbare Symbolik. Bethlehem ist ja durch die Geschehnisse im Nahen Osten oft und oft in den Medien gegenwärtig und weckt viele Saiten der menschlichen Seele. Dass doch Friede sei, dass gerade dort doch Friede sei. Dann die Symbolik: Licht aus Bethlehem. Es kam auch dieses Jahr wieder zu den Soldaten in Afghanistan und wurde in einer großen Feier empfangen. Seit Jahren kommt es -aus Bethlehem- und zieht in viele Kirchen ein, die dann auf einmal hell werden. Eine Initiative der Pfadfinder. Und dann zu Weihnachten die vielen Veranstaltungen für Obdachlose. Der Besuch von Gottesdiensten. An Weihnachten gehört ein solcher sehr viel mehr “dazu”, als sonst an anderen Tagen des Jahres. Da ist die Frage, ob man zur Körperschaft Kirche gehört oder aus dieser ausgetreten ist, dann einfach ohne Bedeutung. Ja: Was ist denn so anders an diesem Tag? Und ich nenne die muslimische Familie in Deutschland, die auch “dabei sein” will, weil die Kinder dabei sein wollen.

Ihr geschmückter Tannenbaum, ihr Christbaum, wie auch sie ihn nennen, ist von Jahr zu Jahr größer und breiter geworden. Was feiern sie? Was feiert man in den Straßen von Tokio und Schanghai mit all dem dort stattfindenden Weihnachtsrummel? Kitsch? Sehnsucht der Menschen nach dem Heilen? Oder einfach Freude. Worüber. und ununterbrochen fast kann man dort “Stille Nacht” hören. Folklore? Rummel? Oder halt doch: lógos spermatikós, Samen des Wortes (rationes seminales)?

Was ist denn so anders in den Weihnachtstagen?! Dass ich so vielen Menschen einen Gruß schicken will und entsprechend Grüße erwarte? Mit einem besinnlichen Spruch dazu vielleicht. Warum muss ich, soll ich, will ich so vielen Menschen etwas schenken? Warum landauf landab überall Weihnachtsfeiern?   Für die Theologie ist dies alles kein Thema. Sie wendet sich vielfach mit Abscheu davon ab, Wie sähe denn so eine Theologie aus, die dem beschriebenen Phänomen einigermaßen gerecht wird? Umso wichtiger wäre es, da zu einer “fülligen” Weihnachts-Spiritualität zu kommen, die nicht einfach objektiv und isoliert von der Art, wie dies gefeiert wird, am theologischen Grunddatum der Inkarnation ansetzt, sondern die ganze Fülle des Festes, wie es in der Geschichte so geworden ist, im Blick hat und bald mehr das eine, bald mehr das andere hervorhebt und den Menschen es deutet und dabei hilft, es zu vertiefen. Ja die Hauptarbeit könnte und müsste eigentlich psycho-spirituelle Deutungsarbeit sein. Allem Anschein nach eine äußerst seltene Kunst.

Implizit ist Jesus Christus, das Haupt der ganzen Schöpfung anwesend. Es kommt auf uns Christen an, alles, was geschieht, prophetisch auf ihn zu deuten, ohne die Eigenwertigkeit des zu Deutenden in Frage zu stellen oder gar zu negieren. Dass Gott Mensch ist, dass der Mensch an der göttlichen Natur teilhaben darf, ist ja doch die eigentliche Botschaft, ja mehr als Botschaft, die eigentliche Realität von Weihnachten. So bekommt der Prediger-Satz: Mach es wie Gott: Werde Mensch  gerade an Weihnachten programmatische Aktualität. Was hindert uns, Weihnachten mit allen zusammen zu feiern und gleichzeitig diesen inneren Kern, deren Kenntnis uns Christen anvertraut worden ist, entsprechen auszusprechen und zu sagen.

Herbert King