Christine Lieberknecht

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Kraft der Osterfreude

„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“ (Lukas 24,6a.34). Dieser Ostergruß der frühen Christenheit begleitet uns in der nunmehr angebrochenen österlichen Freudenzeit. Wer seit Beginn der Passionszeit seinen Blick auf den Leidensweg Jesu gerichtet und sich unter dem Motto „Sieben Wochen ohne“ im Verzicht geübt und auf das für sein Leben Notwendigste konzentriert hat, für denjenigen leuchtet die Botschaft von der Auferstehung Jesu seit dem Ostermorgen umso heller.

„Der Herr ist auferstanden“- dieser Ruf lädt ein zur Freude, auch dann, wenn um uns herum so Unbegreifliches geschieht wie die mörderischen Terroranschläge in Sri Lanka, die gezielt die dort lebende christliche Minderheit und ausländische Touristen während der Osterfeierlichkeiten treffen und töten sollten. Diese hinterhältigen und menschenverachtenden Anschläge mit all den unschuldigen Opfern treffen uns ins Mark. Ich leide und trauere mit den Hinterbliebenen, die ihre Angehörigen verloren haben und bete für die Verletzten um Genesung.

Dennoch kommen mir unweigerlich die alttestamentlichen Worte aus Kohelet 3,1-8 in den Sinn, nach denen „ein jegliches seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel seine Stunde“ hat. Ein solcher Rhythmus für mein Leben hilft mir, dass selbst finsterste Stunden von Leid und Not die Kraft der alles überstrahlenden Osterbotschaft nicht brechen können. Ein solcher Rhythmus hilft mir gleichermaßen, mein Leben nicht nur „just for fun“ zu sehen, sondern mit dem Jahreskreis unseres christlichen Glaubens auch die Tiefen des menschlichen Lebens durchzustehen, die untrennbar mit dem Leidensweg und der Kreuzigung Jesu verbunden sind. Die Schmerzen Jesu am Kreuz sind für Christen in der Nachfolge Jesu elementar.

Nur auf diesem Hintergrund entfaltet die Osterbotschaft von der Überwindung des Todes ihre Leuchtkraft, die auch vor den Tyrannen dieser Welt nicht verstummt. Der Auferstehungsruf des von den Nationalsozialisten ermordeten Pfarrers Paul Schneider am Ostermorgen von seiner Häftlingszelle aus über den Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald steht dafür als nur eines von vielen Beispielen. Ein Blick auf unsere vom christlichen Glauben geprägte Geistes- und Kulturgeschichte zeigt darüber hinaus, dass Kreuz und Auferstehung Jesu nicht nur konstitutiv für unseren persönlichen christlichen Glauben, sondern auch für die Tradition unserer westlich geprägten Freiheits- und Menschenrechte sind.

Deswegen: Lasst uns Ostern feiern. Lasst uns tanzen und fröhlich sein.

 

Christine Lieberknecht
Ministerpräsidentin von Thüringen a.D.

 

Siehe Veröffentlichung: basis-online.net