Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht

2021 in den Sand geschriebenFoto: pixabay.com

Gottes gutes Jahr

„PUH.“ – schlägt es mir beim Öffnen einer Glückwunschkarte zum Jahreswechsel entgegen. Geschafft! Was hat uns diese Corona-Pandemie seit März 2020 nicht alles zugemutet. Selbst für die Weihnachtstage und den Start ins neue Jahr galt: Entwarnung – Fehlanzeige. Und ja, wir hoffen, dass das neue Jahr 2021 besser werden wird als das Vergangene, dass die schlimmsten Auswirkungen der Pandemie jetzt hoffentlich hinter uns liegen werden. Weltweit haben Impfungen begonnen, um dem schrecklichen Virus seine Macht zu nehmen. Hygienekonzepte, Schnelltests, Einhaltung der „AHA plus L“-Regeln bestimmen unseren Alltag. Und doch werden wir für vorerst weiter im „Lockdown“ leben müssen.

Das gilt am heutigen Dreikönigstag auch für die Sternsinger. Ich habe das Singen und Segnen von Caspar, Melchior und Balthasar in ihren bunten Gewändern und mit den leuchtenden Sternen fest vor Augen und in meinem Ohr. Am liebsten würde ich sofort einstimmen in „Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg…“. Ich freue mich, die drei Weisen aus dem Morgenland nun wenigstens per Podcast und Mediatheken im Internet erleben zu dürfen. Ein wirklicher Ersatz für das Original ist das Internet freilich nicht. Aber der Hashtag „#hellerdennje“ und die Erinnerung an die 15jährige Augusta von Satorius, die vor nunmehr 175 Jahren zum ersten Mal Spenden für notleidende Kinder sammelte, brachten mich auf eine Idee.

Sollten wir unsere neuen digitalen Kompetenzen nicht viel mehr nutzen, um den Zeugnissen früherer Zeiten und dem Lebensrhythmus vorangegangener Generationen nachzuspüren? Damit werden wir noch im Monat Januar bspw. an die heiligen Märtyrer Fabian und Sebastian und an die Bekehrung des Apostels Paulus vor Damaskus erinnert.

Das Aufblicken zu den Vorbildern des Glaubens, sich auf besondere Ereignisse zu freuen und sie abzuwarten, sich auf das bewusste Erleben des natürlichen Jahres einzulassen, Tage und Zeiten sorgsam wahrzunehmen und mit dem Wechsel im Jahreslauf das Ergreifende, das Geheimnisvolle, das Beschwingte und Bedrohliche der jeweiligen Begebenheiten nachzuempfinden – das alles kann uns helfen, unsere heutigen Nöte, Ängste und Sorgen, aber auch Freude und erfahrene Achtsamkeit für unser Leben anzunehmen.

Mit den Glaubenszeuginnen und -zeugen des Jahreslaufes vertraue ich fest darauf, dass Gott das Jahr 2021 mit allem, was wir erleben werden, zu einem guten Ziel führen wird. In diesem Bewusstsein kann uns vielleicht neu aufgehen, was es heißt zu bitten: „So gebe Gott ein gutes Jahr!“

 

 

Christine Lieberknecht
Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen a. D.