Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht

Afrikaner trommeln vor MenschenmangeFoto: wikimedia commons

Zum Geburtstag der Kirche

Auf einmal geschah das „Brausen aus dem Himmel“ und „ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden“ ( Apg. 2, 2.6). Es ist diese großartige Verständigung unter den Völkern, die uns als Botschaft von Pfingsten gleichsam mit dem Geburtstag unserer Kirche ins Stammbuch geschrieben ist. Das „Brausen aus dem Himmel“ brachte Bewegung unter die Jünger Jesu und die versammelten Menschen. Jesu Jünger überwanden nun endgültig ihre Furchtsamkeit und gingen auf andere Menschen zu. Sie begannen ihnen von ihren Erlebnissen mit Jesus zu erzählen und die ersten christlichen Gemeinden zu gründen. In den Gemeinden standen von nun an Christen füreinander ein und teilten ihr Leben miteinander. Gemeinsam hörten sie Gottes Wort, beteten, dankten und lobten Gott. Sie fühlten sich getragen von der Gewissheit, die der Apostel Paulus im 2. Brief an seinen Begleiter Timotheus festgehalten hat: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“(2.Tim 1,7).

Es ist der Geist Gottes, der Christen zum Pfingstfest unter den gegenwärtigen pandemiebedingten Einschränkungen nicht angsterfüllt verzagen lässt, sondern der uns ermutigt, die Sorgen und Nöte der Menschen – unter Einhaltung der AHA-Regeln, versteht sich – in unsere Kirchen zu holen und uns ebenso als Kirche in Bewegung dorthin zu setzen, wo die Menschen sind. Gerade in einer Zeit, in der Menschen so viele offene Fragen haben und auch wir Christen oft ratlos sind, gilt doch umso mehr, dass wir auf jeden Fall eines können: Wir können um den Geist Gottes beten und das Unsere zur Erfüllung seines Willens unter den Menschen tun.

Denn hier, unter uns, ist der Ort, an dem Erneuerung durch Gottes Geist beginnt. Hier ist der Ort, an dem wir von unserem Glauben Zeugnis geben und für den Nächsten da sind. Hier ist der Ort, an dem wir zum Pfingstfest mit neuem Schwung das Bild der Zukunft unserer Kirche in leuchtenden Farben malen dürfen: rot, weiß und blau, grün, violett, gelb… wie auch immer jeder von uns die Lebendigkeit Gottes erfahren mag. Wäre das nicht ein großartiges Geschenk zu diesem, ansonsten ehr geschenkarmen Fest? Würden wir gerade jetzt, wo wir auf so viel liebgewordenes Pfingstbrauchtum pandemiebedingt verzichten müssen, mit einem solchen Zukunftsbild nicht wunderbar einstimmen können in das Jubilieren und Tirilieren von Gottes guter Schöpfung mitten im Maiengrün?

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes und gesegnetes Pfingstfest!

Christine Lieberknecht
Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen a. D.