Date:08. Jan 2006

Christ-Sucher-sein – Exot-sein

Meditation

zwei der drei Könige aus der neurenovierten Turmhalle des Freiburger Münsters

Zwei der drei Könige aus der neurenovierten Turmhalle des Freiburger Münsters

„Warum verließen Könige ihre Paläste?
Warum folgten Könige einem wandernden Stern?
Warum beugten Könige vor einem Kind ihre Knie?…“

So sangen beim vergangenen Weltjugendtag im August 2005 Hunderttausende von Jugendlichen in jeweils ihrer Muttersprache. Der zeitgenössische Liedermacher Gregor Linßen stellte diese Fragen an den Beginn des Mottoliedes zum XX. Weltjugendtag. Für mich sind diese Fragen eine Herausforderung.

Wenn Menschen das gemachte Nest verlassen,
wenn Menschen ihre gewohnte Umgebung aufgeben,
wenn Menschen ihre täglichen Gewohnheiten ändern,
wenn Menschen sich einem neuen Horizont zuwenden,
wenn Menschen ihre Absicherungen aufgeben,
wenn Menschen sich auf einen Weg machen, den nur wenige gehen würden,
dann sind diese Menschen Exoten.

Die Sterndeuter aus dem Morgenland, die ihre Paläste verließen und einem wandernden Stern folgten, waren die ersten Exoten auf dem Weg zu Christus.
In einer Zeit, in der die meisten Menschen das gemachte Nest suchen, finanzielle und soziale Absicherungen schätzen, sind diejenigen, die Christus folgen, Exoten dieser Zeit. Sie setzen nicht auf Reichtum, Karriere, Macht und Vergnügen, sie setzen darauf, dass der Weg ein Ziel hat: bei Christus anzukommen.

In der Tat kommen dem biblischen Bericht zufolge die Könige an. Sie knien nieder, weil sie spüren, dass sie jetzt bei dem sind, der das Ziel ihres Aufbrechens, ihres Weges war. Sie kommen bei Christus, dem Erlöser, an. In all ihrem Reichtum hätten sie IHN niemals finden können. Dazu war der Weg notwendig.

Wenn wir an Erscheinung des Herrn auf die „Heiligen drei Könige“ blicken, stelle ich mir die Frage, ob auch ich mich für Jesus auf den Weg mache?
Lasse ich Dinge oder Gewohnheiten zurück, die mir den Weg zu Christus versperren?
Wage ich es, als Exot zu gelten, der andere Ziele im Leben hat, als die meisten anderen?
Nehme ich in Kauf, dass andere Menschen diesen Weg nicht verstehen?

Bei all diesen Fragen darf ich auf die Könige schauen, die ersten Christ-Sucher. Exoten waren sie. Aber bei ihnen hat sich der weite Weg gelohnt.

Christian Rauch