Date:23. Mrz 2016

Christ ist erstanden

Als Ruf vor dem Evangelium wird hier das älteste deutsche Kirchenlied, Christ ist erstanden, vorgeschlagen. Sein Sitz im Leben war der Gottesdienst, bei dem in Anwesenheit von Klerus und Volk der Besuch des Grabes durch die Frauen sowie durch Petrus und Johannes dargestellt wurde.  Man zeigte die im leeren Grab zurückgebliebenen Leinentücher, der Chor sang Surrexit enim, sicut dixit (Er ist auferstanden, wie er gesagt hat) und  die Gemeinde antwortete mit Christ ist erstanden von der Marter alle. Der kurze Volksgesang ist ganz deutsches Kirchenlied, aber eben auch noch ganz Liturgie. Mit ihm „ersingt sich das Volk seinen Platz im Gottesdienst“, bezeugt schon für das 12.Jahrhundert, erstmals wahrscheinlich in Passau, dort in enger Verbindung mit der lateinischen Ostersequenz Victima paschali laudes.
Wenn Künstler die Auferstehung darstellen, „so bilden sie eine Episode ab, die nirgends im Evangelium zu sehen gegeben und noch nicht einmal angedeutet wird. Ihre Gemälde sind also der Versuch, dem Unsichtbaren auf gewisse Weise ins Gesicht zu sehen … Die Malerei  will sich zum Maß der blenden Kraft und des stummen Getöses erheben, in denen, souverän, der erste Tag der erlösten Welt auftaucht. Die Szenen im Text jedoch, an denen der Auferstandene  erscheint, sind ansonsten diskreter, weniger leuchtend und ganz im Gegenteil um den eher ‚natürlichen‘ denn ‚übernatürlichen‘, den eher vertrauten, denn spektakulären Charakter des Kommens des Auferstandenen herum organisiert.“ Die Ostergeschichten zeigen, „wie man, ohne leiblich zu sehen, zum Christusglauben gelangen kann: durch das Wirken des Geistes, der das Hören uns Lesen des Evangeliums zum Quellgrund des Osterglaubens werden lässt.“
piero della Francesca, bekannt auch als Mathematiker, erhielt  1467 den Auftrag zu einem Auferstehungsbild, einem Fresko im Palazzo dei Conservatori  von Sansepolcro. Die zentrale Person des Auferstandenen, an dessen Fuß sich der Künstler wahrscheinlich selbst als schlafenden Soldaten in brauner Rüstung gemalt hat, steht aufrecht, das österliche Siegesbanner in der Hand.  Seine Gesichtszüge wirken unnahbar fern, entrückt. Der Hintergrund im Licht der Morgendämmerung  zeigt links die tote, winterlich kahle  Landschaft, rechts die lebendige, grüne Natur – ganz so wie Friedrich Spee die Auferstehung im Lied illustriert.


„Singt dem Herrn

das neue Lied“

 

Bild: Resurrezione – Auferstehung – Piero della Francesca
Fresko, 225×200 cm   Museo Civico (Stadtmuseum)
Sansepolcro, Italien

>> Auferstehung


Alttestamentliche Lesung: Jesaja 43, 16-19

So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt,
einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt,
zusammen mit einem mächtigen Heer;
doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf,
sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues.
Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe
und Straßen durch die Wüste.

Kehrvers:

Singt dem Herrn ein neues Lied. (Psalm 98,1)   

Psalm 98

Singt dem Herrn ein neues Lied;
denn er hat wunderbare Taten vollbracht.
Er hat mit seiner Rechten geholfen
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht
und sein gerechtes Wirken enthüllt
vor den Augen der Völker.
Er dachte an seine Huld
und an seine Treue zum Hause Israel.
Alle Enden der Erde
sahen das Heil unsres Gottes.
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,
freut euch, jubelt und singt!
Spielt dem Herrn auf der Harfe,
auf der Harfe zu lautem Gesang!
Zum Schall der Trompeten und Hörner
jauchzt vor dem Herrn, dem König!
Es brause das Meer und alles, was es erfüllt,
der Erdkreis und seine Bewohner.
In die Hände klatschen sollen die Ströme,
die Berge sollen jubeln im Chor
vor dem Herrn, wenn er kommt,
um die Erde zu richten.
Er richtet den Erdkreis gerecht,
die Nationen so, wie es recht ist.


Neutestamentliche Lesung:

2. Korintherbrief 5, 14-17

Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde. Also schätzen wir von jetzt an niemand mehr nur nach menschlichen Maßstäben ein; auch wenn wir früher Christus nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir ihn nicht mehr so ein. Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.

Ruf vor dem Evangelium

(Gotteslob Nr. 318)

Christ ist erstanden von der Marter alle.

Evangelium: Lukas 24, 1-12

Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:
Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. Da erinnerten sie sich an seine Worte. Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern.
Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden (dort liegen). Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.


Lied: Die ganze Welt, Herr Jesu Christ – Friedrich Spee (1623)

1. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.

2. Das himmlisch Heer im Himmel singt,
Halleluja, Halleluja,
die Christenheit auf Erden klingt.
Halleluja, Halleluja.

3. Jetzt grünet, was nur grünen kann,
Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an.
Halleluja, Halleluja.

4. Es singen jetzt die Vögel all,
Halleluja, Halleluja,
jetzt singt und klingt die Nachtigall.
Halleluja, Halleluja.

5. Der Sonnenschein jetzt kommt herein,
Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein’ neuen Schein.
Halleluja, Halleluja.

6. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.
Gotteslob Nr. 332

Geistlicher Text:
Hl. Augustinus – Singe mit Jubel!
Denn das heißt, gut für Gott singen.

>„Preist den Herr mit der Zither, spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe! Singt ihm ein neues Lied!“ (Ps 33,2.3). Legt das Alte ab, ihr kennt das neue Lied: der neue Mensch, der neue Bund, das neue Lied! Das neue Lied paßt nicht zu dem alten Menschen, nur neue Menschen lernen es, die durch die Gnade aus alten zu neuen Menschen geworden sind, und zum neuen Bund gehören, zum Reich des Himmels. Danach seufzt all unsere Liebe und singt das neue Lied. Sie singt das neu Lied, aber sie singe es nicht mit der Zunge, sondern mit dem Leben.

„Singt ihm ein neues Lied, schön singt es ihm!“ (Ps 33,3.) Ein jeder fragt, wie er dem Herrn singen soll. Singt ihm, aber nicht schlecht! Er will nicht, daß wir seine Ohren beleidigen. Singt gut, Brüder! Wenn du einem musikalischen Menschen singst, wenn dir gesagt wird: „Singe so, daß du seinen Beifall findest“, dann fürchtest du dich, ohne Unterricht in der Musik zu singen. Du möchtest dem Künstler nicht mißfallen, denn was der Unkundige an dir nicht bemerkt, das tadelt der Künstler. Wer möchte da Gott nicht Gott ein gutes Singen anbieten, der Richter über den Singer ist, der alles genau prüft und der so gut zuhört? Wann kannst du eine so gewählte Gesangeskunst anbieten, daß du diesem vollkommenen Gehör in nichts mißfällst?

Siehe, er selbst gibt dir so etwas wie die Weise des Singens: Such keine Worte, als könntest du erklären, worüber Gott sich freut. Singe mit Jubel! Denn das heißt, gut für Gott singen: Singen mit Jubel! Was ist das: Singen mit Jubel? Inne werden, daß es unmöglich ist, in Worten auszusprechen, was das Herz singt! Wenn Menschen bei der Ernte singen, im Weinberg oder bei irgendeinem tief bewegenden Tun, und wenn sie dann anfangen mit den Worten der Lieder voll Freude zu jubeln, dann sind sie wie voll von Freude und können ihren Jubel nicht in Worte fassen. Dann verzichten sie auf die Silben und Worte und gehen über zum Jubeln in Tönen. Der Ton des Jubilierens macht sichtbar, daß das Herz gebiert, was es nicht sagen kann.<

 

>Das ist es, was wir alle einander sagen, wenn wir sprechen: ‚Halleluja‘ Lobt den Herrn! sagst du zu den andern, und sie sagen es dir, und indem sie alle einander auffordern, tun sie schon alle, wozu sie aufrufen. Aber lobt aus ganzem Herzen, das heißt: nicht nur eure Zunge und Stimme lobe Gott, sondern auch euer Gewissen, euer Leben, eure Taten!<

 Hl. Augustinus (†430) Enarratio in Ps 33, sermo 1, 7-8.und Enarratio in Ps 148, Nr. 1-2

 

Literaturhinweis – Zitate der Einführung:
– Hansjakob Becker, Christ ist erstanden, in: Ders.,Geistliches Wunderhorn, München 2001, S. 29-41.
– Jean-Luc Nancy, Noli me tangere, Berlin 2008, S.31f.
– Thomas Söding, Der Tod ist tot, das Leben lebt. Ostern zwischen Skepsis und Hoffnung, Ostfildern, 2008, S.60.


Zusammenstellung: Hansjakob Becker / Anne-Madeleine Plum Dieser Gottesdienst:  1 Res C in Patmos Vgl. dazu ausführlich: Hansjakob Becker, „Dies große Wort, geschrieben weiß auf schwarz“. Patmos: Begegnungen mit der Bibel im Kontext von Kultur – Liturgie  – Spiritualität, in: Pietas Liturgica 16, Tübingen 2015.

* Texte aus der Heiligen Schrift sind entnommen aus der Einheitsübersetzung © 1980, Katholische Bibelanstalt GmbH.

Liste der Wort-Gottes-Feiern “Patmos”

Informationen zur Gottesdienst-Reihe “Patmos”