Date:23. Jan 2013

Bücher lesen

Was gerade geschieht

Bücherregal - Foto: Hubertus Brantzen

Der am häufigsten geäußerte Weihnachtswunsch war auch dieses Mal wieder das Buch. Viel, viel wird gelesen und natürlich ebenso viel, wenn nicht noch mehr, angeboten. In deutscher Sprache allein kommen jeden Tag 20 Regalmeter Bücher auf den Markt. Nicht gezählt sind Bücher, die keine ISBN-Nummer tragen wie Bücher von Bewegungen, Vereinen, Gemeinden und natürlich ebenso nicht die zahllosen Skripte der Hochschulen. Eine Kultur des Schreibens und Lesens. Beim Besuch in Buchhandlungen sehe ich immer zuerst nach den Bestsellern und ebenso prüfe ich bei entsprechenden Veröffentlichungen, bei welcher Auflage die jeweiligen Bücher sind.  Auch dies eine wichtige Methode bei der Beobachtung dessen, was sich in der Zeit tut.

Ich habe mir in einer der großen Buchhandlungen die Namen der verschiedenen eigens bezeichneten Sektionen etwas aufgeschrieben. Ich nenne einige: Kinderbücher, Schulbücher, Jugendbuch. Körper, Geist und Seele, Lebensratgeber, Familie, Alter, Partnerschaft, Erotik, Sexualität, Männer, Frauen, Yoga, Meditation, Zen, Dalai Lama.

Gesundheit, natürlich gesund, alternative Medizin. Ernährung, Diät, Wellness, autogenes Training, Farbtherapien, Mandala, Heilsteine, Entspannung, Massage, Heilpflanzen, Naturheilmittel, Blutgruppendiät, Hildegard von Bingen, Allergien, Psychosomatik, Schamanismus, Engel. Die Engeltherapie. Heilung mit der Kraft der Engel (jeweils mehrere Regale), Naturgeister, Pendeln, Prophezeiungen, Heilen mit Zahlen, Heilen mit Zeichen. Ganz viele Bücher von Oscho. Mondbücher. Spirituelle Musik, spirituelles Heilen, Räuchern, Grenzwissenschaft. Bücher von Walsh: Gespräche mit Gott. Mystik. Orden, Klöster, kirchliche Feste, Pilgerwege, Islam, Bücher von Gibran, Taoismus, Hinduismus, Bücher von Anselm Grün, Williges Jäger, Margot Käsmann. Bibeln, Benedikt XVI. Küng. Theologie.

Alles rund um den Garten, rund um den Hund, rund um die Katze, Haustiere.

Reisen. Alle Länder (buchstäblich!) der Erde sind vertreten, Sprachen lernen.

Dazu natürlich die üblichen Sektionen wie Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Recht, Medizin, Biographien, Geschichte, Politik… All diesen ist gemeinsam, dass es auch allgemein verständliche Literatur darunter gibt und nicht nur spezielle Fachliteratur.
Von all den Aspekten gibt es ganze Regale verschiedenster Titel. Von manchen Themen gleich zwanzig.

Vielfalt ist insgesamt eine Charakteristik unserer Kultur. Insofern ist das Buch keine Ausnahme. Doch beim Buch erwartet man am ehesten Orientierung, Antworten auf Fragen und persönliche oder gemeinschaftliche Bedürfnisse. Und als Christen immer auch wieder Hilfe zur religiösen Lebensgestaltung.

Wo spricht Gott? Jeder Besuch einer Buchhandlung ist für mich immer auch eine Gottes-Spurensuche. Wo sind Spuren Gottes? Und was ist eine Spur Gottes, wenn auch vielleicht in einem nicht-religiösen Gewand? Was allgemein gilt, gilt dann auch hier. Gott spricht ganz persönlich zu mir und da kann das Buch, irgendeines, also auch ein nicht-religiöses Buch ein solcher Gruß Gottes sein. Die Tatsache, dass es auch ein bisschen Zufall ist, welchem Buch man begegnet, weist in die gleiche Richtung. Ebenso die Tatsache, dass man Bücher gezielt sucht, weil sie einem empfohlen wurden. Also ein Mensch der Bote Gottes war, der mich zu einem bestimmten Buch führte.

Doch es sind ja so viele Stimmen, ja ein förmliches Stimmengewirr, was sich da in unserem Innern bemerkbar macht. Die Aufgabe ist, Unterscheidungsarbeit zu leisten: Humanistisch-psychologische: Was tut mir gut? Was fördert mich? Und spezifisch religiöse: Wo spricht Gott zu mir ganz persönlich inmitten menschlicher und sachlicher Buch-Stimmen?

Es ist der Gott des Weges, der Gott der Alltags, der Gott des Lebens und der Geschichte, nicht zuletzt der Gott, der wollte, dass seine Offenbarung an uns Menschen in einem Buch, der Bibel, festgehalten werde. Letztlich gilt es, in sich hineinzuhören. Und da kann jedes Buch ein Anlass sein, dass in meinem Innern eine Stimme sich bemerkbar macht, von der ich glauben darf, dass es eine Gottes-Stimme ist.

Herbert King