Besser sein wollen

Zeichen der Zeit

Armstromg

Titelblatt AZ Mainz vom 23.10.2012

Sieben Siege hatte Lance Armstrong bei der Tour de France zwischen 1999 und 2005 eingefahren. Alle bewunderten ihn, ihn, der den Krebs besiegt hatte und dann eine solche Karriere hinlegte.
Und jetzt dieser Absturz!
Ein begeisterter Fan lief damals schon als Teufel  verkleidet hinter dem Meisterfahrer her.
„Jetzt sind alle Tour-de- France-Titel des US-Radrennfahrers zum Teufel“, unterschreibt die Mainzer Allgemeine Zeitung das Bild. Wie konnte er nur?!

Um aufzufallen,  mehr als andere leisten zu können, muss man offenbar in die Trickkiste greifen…

Doch:
Wer möchte nicht zu den ganz Großen zählen – das und jenes besser können, und am besten  es besser können  als die anderen? Schulkinder bekommen von ihren Eltern Beruhigungspillen oder Konzentrationsmedikamente.  Jugendliche werfen sich vor der Party etwas ein, damit sie die Nacht voller Elan durchfeiern können. Überlastete Väter, Mütter, Manager schlucken etwas, um den Alltag bewältigen zu könne. Und um einen muskulösen Körper vorweisen zu können, müssen Wachstumshormone nachhelfen…

Besser sein wollen – ein inniger Wusch.
Besser sein wollen – als man in Wirklichkeit ist.
Mehr können und scheinen, als es das wirkliche Leben hergibt.
Besser sein wollen – als andere.
Und wenn wir könnten, wie wir wollten, und es keiner merken würde, dann …

Eine Gnade ist es, so nach außen scheinen zu wollen, wie ich wirklich bin.
Und diese Gnade vergibt der, der wirklich der Beste ist.

Hubertus Brantzen