Date:02. Mrz 2013

Bedeutung des Papstamtes

Zeichen der Zeit

Figur des hl. Petrus, St. Peter Rom - Foto: Hubertus Brantzen

Foto: spurensuche.de

Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. lässt wieder große Teile Weltöffentlichkeit auf das Papstamt blicken. Katholiken, Christen wie Nicht-Christen sind da interessiert. Auf diesem Hintergrund tritt das Profil dieses Amtes wieder neu in Erscheinung.

Wir Katholiken anerkennen im Papst eine Autorität, einen obersten Lehrer. Heiligen Vater nennen wir ihn. Auch erleben wir ihn als jemanden, an dem man sich eventuell auch abarbeitet. Und immer wieder hört man die Überzeugung, dass er so gut wie alles ändern könnte, wenn er nur wollte. Ein mächtiger Mann also. Für manche der mächtigste Mann überhaupt. Der Anspruch ist keine geringer. Er nennt sich Stellvertreter Jesu Christi und damit Vertreter dessen, der von sich sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.  Enttäuschungen sind da natürlich vorprogrammiert.

Und immer wieder stellen wir fest: Der Papst ist de facto auch für die nicht-katholischen Christen insgesamt eine nicht zu übersehende Figur, die zentriert und auch polarisiert. Und da die Hoffnung vieler Protestanten, dass er und damit seine Kirche sich endlich „bewege“. Aber auch Muslime kommen an ihm nicht vorbei. Nach dem Türkei-Besuch des Papstes hieß es von muslimischer Seite: Der Papst ist die einzige westliche Führer-Figur, die der Welt geblieben ist, nachdem Busch damals so gescheitert ist. Und bei seinem USA-Besuch zeigte es sich, dass das Interesse am Papst bei Nicht-Katholiken mindestens ebenso groß war wie bei den Katholiken. Das war auch in Deutschland nicht anders.

Wer führt die Menschheit? Gibt es so etwas? Und mit welchem Anspruch wird geführt? Da sind zunächst die verschiedenen Gremien zu nennen, wie z.B. die UNO und ihre Unterorganisationen. Und auf kontinentaler und regionaler Ebene die verschiedensten Organismen und Zusammenschlüsse, die ihrerseits wieder vernetzt sind. Dann ist zu nennen der Weltkirchenrat. Auch muslimische Dachverbände.

Es gibt sodann die Religionen und die entsprechenden, nicht geschriebenen ethischen und religiöse Traditionen von vielfach hoher Verbindlichkeit. Doch vieles davon ist sehr gefährdet bzw. ist in einer Situation der Überprüfung und Neubesinnung.

Doch sie alle haben keine Identifikationsfigur von der Kraft, die der weiß gekleidete Papst sie darstellt. Das merkt man spätestens immer wieder an Weihnachten und Ostern. Doch: Brauchen wir so etwas? Besser gefragt: Was geschieht, wenn es dies gibt? Und was geschähe, wenn es dies nicht gäbe? Und was geschieht in den Weltgegenden, wo es nichts davon gibt. Oder es dies in einer anderen Weise gibt? Ein interessantes Forschungsprojekt wäre dies.

Dabei kommt alles darauf an, dass der Papst sein Amt mit möglichst wenig bis gar keiner Macht ausübt. Was geschieht, wenn Religion auch weltliche Macht hat, erleben wir in manchen islamischen Ländern. Wir wissen es auch aus früheren Zeiten der Christenheit. Der Papst ist heute weitgehend ohne Macht. Was als Schwäche erlebt werden könnte, stellt sich zutiefst als Stärke heraus. Jeder Versuch, es doch wieder mit der Macht zu versuchen, muss scheitern und ist jeweils auch eine Diskreditierung des jeweiligen Anliegens, von dem man ja hofft, dass es sich durch seine innere Wahrheit durchsetzt und dass es auch noch jenen Menschen, die sich nicht daran halten, aus welchem Grund auch immer, ebenfalls Existenzrecht und Schutz, wenn nötig, gibt.

Der Papst ist somit mehr und mehr auch zum Repräsentanten eines Projekts geworden, das weltgeschichtlich einmalig ist: Eine Religion-in-Freiheit zu repräsentieren und ihre Freiheit zu schützen. Rechtzeitig hat das letzte Konzil – gegen manchen Widerstand bis heute –  die Religionsfreiheit in den Katalog der katholischen Überzeugungen aufgenommen und verbindlich gemacht.

Das schließt nicht aus, dass eine solche Religion für diejenigen, die in ihrem Namen sprechen wollen, sollen und dürfen, bestimmte Regeln aufstellt und kontrolliert.

Eine solche Religion scheint zunächst in der schwächeren Position zu sein. So das Erleben vieler in den vergangenen Jahrzehnten. Doch liegt dies daran, dass die entsprechende Pädagogik und positive Darstellung ihres Glaubens, Hoffens und Liebens noch nicht in allem gefunden ist. Und man immer auch wieder damit kokettiert, es doch mit Zwang zu versuchen bzw. man das Fehlen von Macht als Grund für manches Scheitern beklagt.

Ich denke, dass die letzten Päpste, nicht zuletzt der eben zurückgetretene, diesem Projekt, wenn auch nicht in allem völlig  frei von Anfechtungen, in guter Weise gedient haben. Im Maße dies noch deutlicher wird, wird dem Papstamt noch mehr, ja wesentlich mehr, eine Art weltweite Führerrolle zuwachsen, die Rolle eines Vaters, der Gott auf Erden vertritt, der über die Freiheit der Religionsausübung der Menschen wacht, so gut er es kann.

Religionsfreiheit scheint das einzig wirklich wichtige Problem der Menschheit zu sein. Auf die Frage, wie viele Wege zu Gott es gäbe, hat Benedikt  dem erstaunten Seewald zur Antwort gegeben: So viele, wie es Menschen gibt. Halten wir, please, dieses hell leuchtende Wort schon einmal fest, wenn wir über das Erbe des eben zurückgetretenen Papstes nachdenken.  

Man kann gespannt sein auf den nächsten Papst.

Herbert King