Date:19. Jun 2013

Barack Obama ist ein Mensch

Zeichen der Zeit

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Foto: ommons.wikimedia.org/

Glaubt man „spiegel online“, bekommt Deutschland in diesen Tagen Besuch vom „Allmächtigen“. „faz.net“, die Online-Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen“, packt dagegen Historisches aus und erinnert an den Besuch von Präsident John F. Kennedy in Berlin vor 50 Jahren und seinen geschichtsträchtigen Satz „Ich bin ein Berliner!“
„Bild“ fragt dagegen salopp „Ist Obama immer noch sauer auf Merkel?“ – gerade so, als ob eine Lokalzeitung über einen Streit zwischen zwei angetrunkenen Abiturienten nach dem Abi-Ball berichtet. Hans-Christian Ströbele, der eloquente Jurist bei den „Grünen“, drückt in „Zeit Online“ aus, um was es eigentlich geht: „Warum ich von Obama so enttäuscht bin!“

Als Obama im November 2008 als erster Afro-Amerikaner zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, war das eine Sensation. Nach der Amtszeit des konservativen George W. Bush, hofften viele Deutsche auf einen Demokraten, der modern und links zugleich sein möge. In seinem Buch „Hoffnung wagen“ berief sich Obama auf einen einfachen Grundsatz seiner Mutter, den er zur „Richtschnur seiner Politik“ machen wollte: „Was glaubst du, wie du dich dabei fühlen würdest?“ Solch ein Wort mag gut in Reden ‘rüberkommen, aber wenn man es ernst nimmt in Bezug auf das Gefängnislager in Guantánamo, die Einwirkung der USA auf den Bürgerkrieg in Syrien und den internationalen Datenklau des US-Geheimdienstes NSA, dann bleibt einem die Spucke weg.

Barack Obama mag politisch der mächtigste Mann der Welt sein. Aber er ist zweierlei nicht: er ist kein Heiliger Vater seiner Nation – und kein Berliner.
Klaus Glas