Date:22. Sep 2010

Babyklappe – nach Vinzenz von Paul

Zeichen der Zeit

Babyklappe

Babyklappe in Macon
Fotos aus: L. v. Matt/ L. Cognet, Vinzenz von Paul, Zürich 1959

Immer wieder werden Neugeborene auf einer Toilette an öffentlichen Orten gefunden, manchmal zu spät. Welche einsamen Schmerzen eine solche Geburt begleiten, wieviel Verzweiflung und seelische Not hinter einer solchen Tat stehen, lässt sich nur erahnen.
Doch über die Babyklappe wird weiter gestritten. Die einen prangern die Anonymität dieser Einrichtung an, fordern das Recht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Eltern. Andere argumentieren mit Statistiken: Es lohne sich nicht Babyklappen einzurichten, angesichts so weniger dort „abgelegter“ Kinder. Dieser Streit ist nicht neu.

Vinzenz von Paul, Priester und Ordensgründer im 17. Jahrhundert, setzte sich für die „Findelkinder“ ein, die man damals häufig auf Kirchenstufen oder in Drehtüren an den Eingängen von Charité-Heimen ablegte. Unermüdlich bettelte er um Geld für sie, baute Kinderheime und versuchte so, dem regelrechten Kinderhandel wirksam zu begegnen.

Im Historischen Museum der öffentlichen Armenpflege von Paris werden amtliche Steckbriefe von Findelkindern aufbewahrt. Sie tragen nicht nur das Bild des heiligen Vinzenz – sondern auch kleine Halsketten mit Medaillen, die über die Identität des Kindes Auskunft geben. Nicht selten gab man dem Kind eine zerteilte Medaille oder einen entzweigeschnittenen Brief bei – Ausdruck der Hoffnung, dieses Kind einst wieder zurückholen und versorgen zu können. Diese Zeugnisse sagen noch heute mehr als Statistiken.
 

Anne-Madeleine Plum
 

Steckbrief eines Findelkindes

Steckbrief eines Findelkindes