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Bei meinen regelmäßigen Gängen durch die Bahnhofsbuchhandlungen und die Bestsellerlisten der letzten Jahre fallen mir besonders einige der Longseller auf, die von Fühlung, Einfühlung in das „geheime Leben“ der Natur sprechen. Da erscheinen also Buchtitel (Peter Wohlleben) wie: Das geheime Netzwerk der Natur. Wie Bäume Wolken machen und Regenwürmer Wildschweine steuern Oder: Das Seelenleben der Tiere. Liebe Trauer, Mitgefühl-erstaunliche Einblicke in eine verborgene Welt. Oder: Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren-die Entdeckung einer verborgenen Welt.
Mich erinnert dies an das, was wir so wissen von Heiligen wie Franziskus oder auch Antonius, die mit den Vögeln und Fischen reden konnten, ihre Sprache verstanden und ihnen von der Nähe Gottes redeten bzw. diese bei ihnen fanden. Dann ein Werk wie: Die Intelligenz der Pflanzen (Mancuso und Viola). Offensichtlich ist unsere Kultur längst dabei, die Natur nicht nur beherrschen zu wollen und sie rein gegenständlich-sachlich zu sehen (instrumentelle Vernunft), sondern eine Art Wiederverzauberung der Welt zu empfinden und zu propagieren.
Dies alles hat es mit der seit Jahren lebendigen ökologischen Besinnung zu tun, die in Papst Franziskus jetzt auch kirchlich einen beredten Sprecher gefunden hat. Dies alles kann nicht mit Esoterik abgetan werden, sondern zeugt von einer ganzheitlichen Vernünftigkeit des Menschen, die eben doch nicht todzukriegen ist. Ein Schritt zur Spiritualität ist gemacht. Ob auch zur Religion? Oder gar zur christlichen Religion? Da hat denn auch gerade unser Spurensuche-Programm seit Jahren eine Aufgabe, innerkirchlich ein allzu geklärtes, theologisch allzu verantwortetes, einseitig kognitiv-ethisch-soziales oder auch religionskritisches Paradigma im Christlich-Religiösen zu korrigieren, zu ergänzen und weiterzuführen.
Seit ich 1978 meine Doktorarbeit (in Buenos Aires) über mythisch-organisches Denken eingereicht habe, haben mich solche Themen eigentlich dauernd beschäftigt. Ich erlebte meine Arbeit als Ablösung des Entmythologisierungsprogramms Bultmanns und als Korrektur der verschiedenen Entsakralisierungsauffassungen, die damals stark das Feld beherrschten. Ganz raus sind wir aus dieser als Kehrtwende der Theologie vom Mittelalter zur Neuzeit empfundenen Auffassung immer noch nicht. Oder vielleicht doch, mehr als uns bewusst ist? Mehr als wir uns getrauen, wenn es darum geht, doch etwas beherzter „mythischer“, bildlicher, anthropomorpher, seelischer, eigentlich menschlicher zu denken, als die Theologie, die wir studiert haben und der Religionsunterricht, den wir empfangen haben oder selbst zu gestalten haben, uns eigentlich erlauben.
Spricht nicht auch zu uns, zu mir ganz persönlich, Gott mit Büchern, wie den genannten? Und das jetzt im Frühling mit seinem österlichen und im beginnenden Monat Mai auch marianischen Notenschlüssel. Ein wunderbarer Dreiklang. Dass da aus einem dürren Ast auf einmal Grünes, Rotes oder auch Gelbes bzw. überhaupt etwas hervorkommt, ist für mich immer wieder erstaunlich. Und nahe liegt es, die Begegnung Jesu mit der Maria vom Magdala im Garten, wo das Grab lag, zu bedenken. Und wir mögen uns daran erinnern, wie Maria von Nazareth im Rosenhaag, im Ährenkleid… dargestellt wird. Die künstlerische Phantasie kennt da keine Grenzen. Maria war in der vergangenen Zeit sicher das prominenteste Opfer eines allzu entbildlichenden, die authentisch menschliche Erfahrung geringschätzenden Denkens.
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