Foto: © www.angelika-kamlage.de
Der kleine König und ich sitzen uns gegenüber.
Er fragt: „Wird das jetzt immer so weiter gehen?“
Ich schaue ihn an, senke den Blick und murmle: „Ich weiß es nicht.“
Wir schweigen und hängen unseren Gedanken nach.
„Schweigen ist eines der Probleme“, sage ich.
„Und zu glauben, dass es nie die passende Zeit ist, darüber zu reden“, ergänzt der König.
„Ja, beim Frühstück möchte niemand darüber reden; im Urlaub sowieso nicht und bei der Arbeit – da gehört es nicht hin.“
Der König nickt.
„Wahrscheinlich ist für die meisten nie die richtige Zeit darüber mit anderen zu sprechen, oder sie haben Angst vor den persönlichen Auswirkungen oder sie denken, es betrifft sie nicht“, spekuliere ich.
Wieder nickt der König.
Plötzlich hebt er den Kopf und schaut mich: „Dabei betrifft es uns alle!“
Der sensible, zugewandte, immer geduldige König wirkt auf einmal sehr kämpferisch.
Ich lächle. Auch dafür liebe ich diesen kleinen Kerl, dass er in den richtigen Momenten immer klar Haltung zeigt.
Eigentlich ist Blau meine Lieblingsfarbe. Ein kräftiges Königsblau, das sprüht vor königlicher Würde. Es zeigt mir Gottes Anwesenheit im Leben eines jeden Menschen. Es zeigt stark und kräftig auf, dass jeder Mensch die gleiche Würde und Wichtigkeit hat.
Doch dieses ausgewaschene Blau, das sich immer mehr Raum nimmt, bereitet mir Bauchschmerzen. Ich frage mich, warum so viele Menschen darin überhaupt eine Alternative sehen können. Ich frage mich aber auch, wo ich geschwiegen habe aus Sorge, Vorsicht oder Angst.
… und es bleiben Fragen:
Warum wählen Menschen dieses Blau?
Warum gehen Menschen nicht zur Wahl?
Warum fühlen sich Menschen abgehängt und ungesehen?
Warum fühlen sich so viele gefangen?
Warum fühlen sich so viele machtlos?
Warum erscheint dieses ausgewaschene Blau mit dem roten Blutpfeil die einzige Alternative für Menschen zu sein?
„Wir müssen was tun!“, ruft der König in meine Grübelei hinein.
Ich schrecke auf und frage: „Aber was?“
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