Date:08. Apr 2009

aus der neuen Website: www.kirche-innovativ.de

Zeichen der Zeit

Haustrümmer

Foto: Bredehorn-Jens – pixelio.de

Das Beben der Erde und Zerreißen der Felsen, das Öffnen der Gräber und das Zerreißen des Vorhangs im Tempel – Szenen aus der Matthäus-Passion (Mt 27, 51-52). Was in der Passion als kosmische Erschütterung beschrieben wird, unterstreicht den erschütternden Vorgang des Sterbens Jesu am Kreuz. Ein Unschuldiger hängt dort oben fest und ringt nach Luft. Er kämpft mit dem Tod und haucht im Ersticken seinen Geist aus und wird in eine Gruft gelegt..

In den Abruzzen hat die Passion längst begonnen. Über Nacht. Unangemeldet. Unvorhersehbar. Die Zahl der Toten im Epizentrum von L’Aquila steigt auf 250.

Und dennoch, – mittendrin in diesem erschütternden Chaos und Dunkel, zeigen sich die ersten Osterstrahlen: In den Augen der 20-jährigen Eleonora, die nach 42 Stunden aus den Trümmern geborgen wird. In der beeindruckenden Solidarität von weit über 8000 Helferinnen und Helfen vor Ort. Im ganzen Land, das durch die Katastrophe zusammenhält und -wächst. Der Welle der Erdbeben folgt eine Welle der Hilfsbereitschaft.

Und während Experten Baumängel als Ursache anmahnen, wird ein Online-Magazin nicht müde, von wankenden Glaubensgebäuden unseres Landes auf dem Weg in den Atheismus zu schreiben, von einer Gesellschaft in moralischen Trümmern.

Ob Baumängel oder Beben, ob Bergung der Toten oder Überleben, ob Passion auf Golgotha oder in L’Aquila, – solche Zeichen der Zeit gehen unter die Haut und bergen eine transzendente Botschaft. Es gehört sicher ein starker Glaube dazu, in den Trümmern mit Gottes Gegenwart zu rechnen. Aber wenn schon so viele diese erschütternde Not für sich als Impuls zur spontanen Hilfe deuten und für die Betroffenen zum erlebbaren Zeichen der Gegenwart eines eingreifenden Gottes werden, dann könnten auch wir bei diesen Bildern stehen bleiben und sie zu einem Betrachtungsstoff für eine ganz persönliche Standortbestimmung, ja vielleicht sogar für eine Gewissenserforschung (vor der Beichte) machen. Was will mir Gott durch so ein Erdbeben sagen?

Joseph Kentenich hatte stets ein besonders feines Gespür für Zeichen der Zeit als potentielle Stimme Gottes. Im zerbombten Deutschland prägte er das bemerkenswerte Wort: „Was muss das für eine gewaltige Welt sein, die Gott aus den Trümmern neu schaffen will.“

Aber genau darum geht es. Mitten in den Trümmern nach Gott zu suchen. Übrigens ganz ähnlich wie dies die sogenannten “Trümmerfrauen” im Krieg getan haben, indem sie den Schutt weggeräumt und aus den Trümmern neue Behausungen geschaffen haben.

Erschütternd wie konkret Passion und Auferstehung auch heute noch sind.

Italien erklärt den Karfreitag zum nationalen Trauertag mit den Opfern.

Die Trauer über den Tod der unschuldigen Erdbebenopfer findet im unschuldigen Erlösungstod Jesu am Kreuz seinen Halt und hofft auf eine Auferstehung mit ihm.

 

Martin Emge