Date:09. Mrz 2003

Am Beginn der Fastenzeit halte ich inne.

Meditation

 

Ein Lichtermeer hält mich gefangen. Je länger ich stehe und schaue, desto mehr verstehe ich diese Sprache.
Es muss eine Sprache der Sehnsucht sein. 

Im heiligen Raum wurden Kerzen aufgerichtet und ziehen die Augen nach oben.
Von Flamme zu Flamme wandert mein Blick und ich ahne die Not, die sich hier verzehren lässt.
Wer mögen die Menschen gewesen sein, die diese Spuren ihrer Sehnsucht hinterlassen haben? 

Jede Kerze ein Mensch. Ein Aufrechter und ein Gebeugter.
Einer mit Wachstränen und einer mit flackerndem sündigen Blick. Große und kleine Lichter eng beieinander.
Und jeder trägt ein lichtreiches Geheimnis in sich. 

Ich stelle mein Leben dazu und bitte:
Höre, o Herr, diese stummen Gebete und entzünde die Seelen neu mit deinem Licht aus der Höhe.
Und dann durchzuckt es mich: Dieses Flammenmeer muss ein Fasten sein, wie es dir gefällt.

Martin J. Emge