Date:25. Jan 2009

Abfall und Ikone – eine Ausstellung

Kunst · Theater · Literatur

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In Würzburg traf ich auf eine Werbung im Museum am Dom mit dem Titel “Abfall und Ikone”. Die Künstlerin heißt Ute Rakob.
Die Ausstellung dauert vom 27. Februar bis 9. April 2009.
Hier noch einige Informationen:

Die im westfälischen Bünde geborene und heute in Wien lebende Künstlerin Ute Rakob sammelt vor allem Abfallprodukte unserer Industriegesellschaft wie rostiges Blech, Holz, Plastik oder Textilien. Diese Fundstücke bewahrt sie auf, um diese dann in ihren Arbeiten künstlerisch zu verwandeln.

Ein Autor nannte diesen Vorgang einmal Die Erhöhung der Niedrigen. Man kann diesen Kernsatz aus dem Lobgesang Mariens, dem Magnifikat, durchaus auch in Die Erhöhung des Niedrigen umwandeln. Einfache Abfallprodukte werden von der Künstlerin in einer präzisen Ölmalerei auf die Leinwand gebannt. Sie gibt den Objekten trotz deren fortgeschrittenen Verfalls somit neue Würde und Bedeutung.

Man muss hier wissen, dass die Malerei über lange Jahrhunderte sich nicht mit vermeintlich banalen Objekten beschäftigte, sondern nur Inhalte abbildete, die in sich für würdig erachtet wurden, für die Nachwelt festgehalten zu werden. So gebührte lange den religiösen Inhalten die höchste Beachtung, bis mit der Renaissance z.B. auch Darstellungen von Bauern und einfachen Menschen üblich wurden.

Somit ist die Technik der Ölmalerei in sich schon eine Würdeformel, derer sich die Malerin bedient. Zumal die Abfallprodukte ja nicht nur ein Nebenthema ihrer Werke sind, sondern dort zentral und eben einzigartig dargestellt werden.

Trotz der Verwendung von „minderen“ Materialien strahlen die Gemälde Ute Rakobs eine große Würde sowie eine Harmonie der Komposition aus, die schwerlich zu übertreffen sein dürfte. Die Künstlerin steht allerdings mit ihrem Ansatz keineswegs alleine da, sondern findet sich in einer Traditionslinie, die bis zur barocken Kunst zurück geht. Vor allem in der Stilllebenmalerei spielte nämlich das Vanitas-Motiv, der Gedanke an die Vergänglichkeit allen Seins eine große Rolle. Den Betrachtern von Blumen- und Obstdarstellungen war allzu sehr bewusst, dass im Moment der größten Schönheit der Verfall der Dinge bereits am nächsten ist.

Im Gegensatz allerdings zur barocken Kunst zeigen die Arbeiten Ute Rakobs jedoch noch eine Schönheit im Verfall, ein Gedanke der vergangenen Jahrhunderten durchaus fremd gewesen sein dürfte! Die Arbeiten der Malerin stehen darüber hinaus in der Tradition der „Arte Povera“, die sich in den 60er und 70er Jahren des 20. Jhdts. in Italien ausbildete. Die Künstler der „Arte Povera“, zu deutsch „Arme Kunst“, benutzten in ihren Arbeiten Alltagsmaterialien. Der Pilger von Antonius Höckelmann im Museum am Dom ist durchaus ein typische Beispiel hierfür.

Den Arbeiten von Ute Rakob eignet ein ganz starker spiritueller Charakter, der jeden Betrachter auch ohne größeres Hintergrundwissen sofort anzusprechen
vermag. Ihre Arbeiten sind daher im besten Sinne des Wortes religiöse Kunst und wollen es auch sein. Sie wurden daher einmal als künstlerisches Gotteslob bezeichnet. Frau Rakob selbst sagt zum Impetus ihres Schaffens: Ich male den Vorgang, in ihm die Momente von Schönheit. Ihre Arbeiten sind deshalb durchaus Ikonen, da sie vergänglichen Objekten Würde und Dauer verleihen.

Das Museum am Dom zeigt insgesamt 57 Arbeiten der Künstlerin, die einen Überblick über das Schaffen Ute Rakobs geben. Darunter sind 26 Ölgemälde, 14 Kompositionen sowie 13 Zeichnungen und 3 Objekte und schließlich ein Glasobjekt.

Quelle: HinBlick, Aktuelles aus den Museen der Diözese Würzburg, Ausgabe 9, Januar – März 2009

 

gefunden von Thomas Jochheim ISch

 

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