Date:06. Mrz 2005

5,2 Millionen

Gebet

Schweißtuch der Veronika aus dem| Prager Kreuzweg >>>

In diesen Tagen hat die Bundesanstalt für Arbeit
die neuen Arbeitslosenzahlen vorgestellt:
5,2 Millionen.
Etliche der Staaten Europas wären bei einem solchen Stand
komplett arbeitslos.
In unserem Land sind es fast 13 von 100 Menschen.

Das Warten auf die neuesten Zahlen der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt verkommt langsam zur Sensation.
Tage vor der Bekanntgabe wird medial Spannung aufgebaut,
eine Spannung des Schreckens für die, die es betrifft,
für die, die sichere Arbeit haben, eine Spannung,
in die sich Erleichterung mischt,
selbst nicht betroffen zu sein,
und ein Aufatmen, nur sagen zu müssen: „Wie schrecklich!“

Bei einer Zahl von 5,2 Millionen
verschwimmen für mich die Gesichter.
Doch die Zahl macht mich letztlich weniger sprachlos,
als wenn ich zehn Arbeitslose persönlich kennen würde.

Da fällt mir ein Bild in die Hand,
das in den Tagen der Fastenzeit besondere Bedeutung besitzt:
das Schweißtuch der Veronika,
in der besonderen Gestaltung eines Kreuzweges aus Prag.
Im Bild des gequälten Jesus
schauen mich Menschen an,
die Angst haben,
ihre Arbeit zu verlieren,
die Angst haben,
ein Stück ihrer Würde einzubüßen,
die sich verstecken zu wollen,
niemandem sagen wollen, wie es wirklich steht,
die Angst haben
um ihre Familien und Kinder.

Gott,
Schöpfer und Erhalter der Welt und der Menschen,
ich weiß nicht recht, wie ich dich bitten soll.
Doch 5,2 Millionen sind viel zu viel!
Und jeder einzelne Mensch ohne Arbeit ist einer zu viel ohne Arbeit.

So versuche ich zu beten:
Gibt den Verantwortlichen Kreativität und Entschlossenheit,
die Geisel der Arbeitslosigkeit zu überwinden.
Gib den Menschen ohne Arbeit Würde und Hoffnung.
Gib allen, die Arbeit haben,
Gedanken der Solidarität
und Gespür für die Not.

HB