Date:17. Aug 2011

50 Jahre Bau der Berliner Mauer

Zeichen der Zeit

Kreuz an Mauer Berlin

Erinnerung an die Mauertoten in Berlin
Foto: Andreas Ruffing

Ich war knapp zwei Jahre alt, als in Berlin am 13. August 1961 mit dem Bau der Mauer begonnen wurde. Politik und Medien erinnern in diesen Tagen ausführlich an dieses Ereignis vor fünfzig Jahren. Unser ältester Sohn war fast zweieinhalb Jahre alt, als im Herbst 1989 diese Mauer fiel. Eine Generation lang trennte sie die Stadt und brachte Leid über viele Menschen – genauso wie die tödliche Grenze aus Stacheldraht, Wachtürmen und Schießanlagen, die das kommunistische Regime quer durch Deutschland zog. Wer heute Berlin besucht, wird nur noch wenige Mauerreste entdecken können. Was geblieben ist, sind jedoch Erinnerungsorte an verschiedenen Stellen entlang des früheren Verlaufs der Mauer.

Die schlichten weißen Kreuze stehen zwischen Reichstag und Brandenburger Tor. Sie erinnern an die Menschen, die bei Fluchtversuchen durch DDR-Grenztruppen getötet wurden. Es gibt viele eindrucksvolle Erinnerungsorte an die Mauer in Berlin und an die innerdeutsche Grenze. Das ist gut so, weil mit der Zeit die Erinnerungen verblassen und immer weniger Menschen davon authentisch erzählen können. Die weißen Kreuze sind für mir dabei besonders wertvoll: Weil sie die Opfer der Berliner Mauer in den Mittelpunkt stellen und so dem Vergessen entreißen. Und weil das Kreuz den mit-leidigen und mit-leidenden Gott ins Spiel bringt, von dem die Bibel erzählt und den sie auf der Seite der Opfer menschlicher Gewaltgeschichte weiß.

Übrigens: Wer nur den Blick auf die Machtsymbole Reichstag und Brandenburger Tor richtet, ist an den Kreuzen schnell vorbei gelaufen. Und um die Namen der Opfer zu lesen, muss man sich – zumindest ab einer bestimmten Köpergröße – auch schon mal etwas bücken.

 

Andreas Ruffing

 

 

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