Date:06. Jul 2008

„Ich war niemals in New York“

Kunst · Theater · Literatur

 

Ich auch noch nicht – aber in Hamburg. Dort läuft seit Dezember 2007 die Musical-Komödie „Ich war noch niemals in New York“ mit Songs von Udo Jürgens.

Um es gleich zu sagen: Wer die Lieder von Udo Jürgens hören will, kauft sich besser eine CD mit den Originalinterpretationen oder holt seine alten Schallplatten heraus. Das Musical verfremdet durch Choreinlagen und Instrumenteneinsatz viele der Songs so sehr, dass sich die nostalgischen Gefühle nicht recht einstellen mögen, mit denen das in der überwiegenden Mehrheit ältere Publikum wohl nach Hamburg angereist war.
Doch Udo hin oder Jürgens her: Flott hört sich das Ganze aber allemal an.

Die Story:

Lisa, eine karrierebesessene TV-Lady parkt ihre Frau Mama Maria in einer Seniorenresidenz. Die fühlte sich aber wie im Gefängnis und plant mit Otto, einem Mitbewohner, sich einen Traum zu erfüllen und per Luxusdampfer „Lady Liberty“ über den großen Teich zu reisen, denn „sie war noch niemals in New York“. Tochter Lisa nimmt die Verfolgung der beiden auf , gemeinsam mit Ottos Sohn Axel und dessen halbwüchsigem Sprössling. Nach vielen Missverständnissen und Abenteuern geben sich zwei Paare unter der Freiheitsstatue ihr Jawort: Maria und Otto, Lisa und Axel.

Die Musik:

In diese Story werden jede Menge Jürgens-Songs so untergebracht, dass das Publikum immer wieder über die Einfälle lachen muss und spontan klatscht. Manche Szenen schrammen am Kitsch vorbei, etwa wenn Axel von seiner Liebe zur Mutter seines Sohnes singt: „Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir.“ Auf der Bühne erscheint dann tatsächlich in einer Rückschau ein Mädchen mit üppig-blonder Perücke. Mein ästhetisches Empfinden wird strapaziert – doch komme ich gut darüber hinweg mit der Einsicht eines Jürgens-Sänger-Kollegen: „Ein bisschen Spaß muss sein!“ Um den geht es schließlich.

Die Figuren:

Ja, da werden jeder Menge Klischees bedient: die Karrierefrau, die zur wahren Liebe findet; die Alten, die abgeschoben werden, dann doch noch einmal ihr Leben in die Hand nehmen und sich nichts von den Jungen vorschreiben lassen; die Alten, die ihren erwachsenen Kindern immer noch Vorschriften machen wollen …. Klischees – Ja. Doch das Publikum im meist vorgerückten Alter gibt mit einem Augenzwinkern zu bedenken: „Genau so ist es!“ – oder es befürchtet, dass es so kommen könnte.

Spuren des Lebens, in leicht verdauliche Musik verpackt. Lebenserfahrungen, auf Grundaussagen zurückgestrafft. Ein Publikum, das sich einen schönen Abend macht.

 

Hubertus Brantzen