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09.12.2009
Keinen erwarten – und aufgesucht werden
Kaputt kam ich von der Arbeit nach Hause. Abends sollte noch ein Familienkreis stattfinden. Ich sagte meinem Mann, er möge mich entschuldigen, denn nichts ging mehr. Ich benötige einfach nur Ruhe. Als ich alleine war, spürte ich, wie ausgelaugt ich war.
Als ich etwas später auf dem Sofa saß, schellte es an der Haustür: „Du, ich bin es, Christine, ich wollte dich kurz besuchen.“ Ich öffnete die Tür. Meine Freundin kam von einem Besuch aus dem Hospiz. Hier stellte sie sich die Frage „Was ist eigentlich wichtig im Leben? Bleibt bei aller Arbeit noch Zeit, um Freundschaften zu pflegen?“ Im darauffolgenden Gespräch tauschten wir uns über unsere augenblicklichen Anforderungen und Überforderungen aus, schenken uns ein Stückchen vom inneren unseres Herzens. Als meine Freundin sich nach 20 Minuten verabschiedete, hatte ich das Gefühl, dass ihre Nähe mir einfach gut getan hatte.
Advent heißt: keinen erwarten – aufgesucht werden – die Tür öffnen und die Wüste blüht.
02.12.2009
Advent: „die Dunkelheit aushalten“
Seit dem letzten Novemberwochenende steht ein Adventskranz auf unserem Küchentisch. Ich merke, wie gerne ich bereits Samstagnachmittag eine Kerze anstecken möchte, um die Abenddämmerung zu erhellen. Dunkelheit aushalten – fällt mir nicht immer leicht. Oft hätte ich auf ungelöste Fragen, auf Sorgen zeitnah eine klärende Antwort.
Dunkelheit aushalten bedeutet auch zu lernen, alle Unklarheiten in Gottes Hand zu geben und zu vertrauen: Du gehst unseren Weg und den unserer Kinder mit! Und zu vertrauen, dass er alles zum Besten lenken wirst.
Advent: „hoffnungsvoll in die Zukunft sehen“.
25.11.2009
„Kein Anschluss unter dieser Nummer“?
Ich rief eine Freundin an und erhielt die Durchsage „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Mir fuhr ein Schreck in die Glieder, unmöglich, dass sie nicht mehr erreichbar ist. Später stellte sich heraus, dass ich mich verwählt hatte.
Diese Erfahrung kam mir in den Sinn, als in diesen Tagen wieder Leute in unserer Gemeinde gesucht wurden, die bei dem Brauch in der Adventszeit mitmachen, ein Marienbild durch den Freundes- und Bekanntenkreis als „Herbergssuche“ wandern zu lassen. Ich selbst sprach neue Personen an. Jedes Mal hatte ich „Anschluss“ und hörte die Antwort: „Gerne, sag mir nur, wie alles abläuft.“
Ich bitte die Frau, deren Bild wandert, um die Fähigkeit im Advent, Zeiten der Stille zu finden, damit ihr Sohn in unserem Herz ankommen kann.
18.11.2009
Robert Enke
„Mehr als 50.000 Menschen werden zu Robert Enkes Trauerfeier erwarte.“ So stand es bei uns in der Tageszeitung. Durch die Medien erfuhr ich, dass Nationaltorwart Angst davor hatte, seine Depression öffentlich zu machen; Angst vor seinen Fans, Angst vor dem öffentlichen Zerreißen, Angst seine Pflegetochter zu verlieren. In der Trauerfeier fielen dann nachdenkliche Worte: „Ein Problem der heutigen Gesellschaft ist, dass wir nicht nur auf Schwächen rumtrampeln, sondern diese auch nicht mehr wahrnehmen. Die Leistungsgesellschaft ist längst in eine Erfolgsgesellschaft pervertiert“.
Christus, du unser König. Dein Reich ist nicht von dieser Welt. Zu dir dürfen wir kommen mit all unseren Grenzen und Versagensängsten. Dir dürfen wir uns zeigen, so wie wir sind, unverstellt. Du nimmst dich wie ein guter Hirt unser an. Schenkst uns in deinem Herzen Geborgenheit und Sicherheit. Es tut gut, gerade dann deine Nähe, dein An-der-Seite-Sein zu spüren, wenn es in uns trostlos und mutlos aussieht.
11.11.2009
Mauerfall
Wir verfolgten gestern Abend im Fernsehen die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Mauerfall. Im Rückblick schien es unglaublich, wie unendlich viele verschiedenen Zufälle dazu führten, dass die Grenze sich öffnete. Zufälle oder Handeln Gottes?
Mauern standen nicht nur in Berlin, sondern im übertragenen Sinne kenne ich sie auch in mir: „Mauern, die abgrenzen und ausgrenzen, die einem Näherkommen im Wege stehen.“
Guter Gott, so wie du es ermöglichtest, dass sich Grenzen friedlich öffneten, so lass mich mit deiner Hilfe immer wieder neu aufmachen um meine „Mauern niederzureißen“. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern…..“
04.11.2009
Wie auf Erden so im Himmel
Wir feierten einen Gedenkgottesdienst zu Allerheiligen. In einem meditativen Text wurden wir aufgefordert, uns von unseren lieben Verstorbenen segnen zu lassen. Ein tröstender Gedanke, da ich immer wieder die Erfahrung mache: „Unsere Verstorbenen leben wirklich weiter und sind mit uns verbunden.“ Ich bitte oft um ganz einfache Dinge und erlebe, wie sich das Problem löst. Bei verschiedenen Anliegen spüre ich das Mitwirken von oben.
Guter Gott, du Gott der Lebenden und der Verstorbenen, danke für die Erfahrung dieser Glaubensgemeinschaft die nicht auf Erden aufhört.
28.10.2009
Menschen mit Migrationshintergrund
Gegen Mittag lief ich durch die Fußgängerzone. Bis zum Büro waren es noch 30 Minuten. Innerlich spürte ich, wie mein Magen sich meldete. Ich ging zu einem Obststand, griff nach einem Apfel und wollte ihn bezahlen. „23 Cent“, sagte die türkische Verkäuferin. Ich hatte leider nur 50 € in der Tasche und konnte zusätzlich noch 3 Cent anbieten. Die Türkin lachte und reichte mir den 50 €-Schein zurück. Sie nahm nur das Kleingeld an und wünschte mir guten Appetit.
Mitten in der Woche soviel Nächstenliebe. Ich dankte Gott für alle Menschen, die durch Ihr Handeln unsere Welt ein wenig menschlicher werden lassen und die nicht nur an sich denken.
21.10.2009
Blind vertrauen
Beruflich sollte ich von einer Betreuten die Daten der Einkommensteuererklärung nachprüfen. Die angegebenen Zahlen wichen extrem von denen des Vorjahres ab. Da meine Betreute an leichter Demenz leidet, wurde dieses Vorhaben zu einer Geduldsprobe. Immer wieder wurden mir Unterlagen vorgelegt, die nichts mit der Steuererklärung zu tun hatten. „Lieber Gott, wenn doch ihre Freundin hier wäre und mich bei der Suche unterstützen könnte“, betete ich leise. Warum hatte ich sie vorher nicht angerufen? Nach kaum fünf Minuten schellte es, und diese Freundin kam wirklich zu Besuch, um einige Fotos vorbei zu bringen. Im Gespräch klärte sich schnell auf, dass Sie die Unterlagen für das Finanzamt mit vorbereitet hatte und alles seine Ordnung hatte.
Gott, Du bist immer wieder für Überraschungen gut. Lass dies‘ zu einer tiefen Erfahrung werden.
14.10.2009
Der 12-Sterne-Kranz – Eine Erinnerung
Den Kurzurlaub verbrachten wir in diesem Oktober mit einer Reisegruppe in Andalusien. Dort wurden wir u.a. nach Cordoba geführt und hier in die „Moschee-Kathedrale“ Mezquita, eine architektonische Meisterleistung. so hörten wir.
Beim Betreten der Moscheehalle sah ich zwischen den zahlreichen Säulen ein beleuchtetes Bild. Es war das Bild der Gottesmutter: das Kind unter ihrem Herzen, ihr Haupt umgeben mit dem Kranz von 12 Sternen.
Diesen Kranz sehe ich in der Europaflagge symbolisiert. Ich erinnerte mich an den Aufruf von „Kirche in Not“, sich dem täglichen Angelus-Beten anzuschließen, um ein geeintes christliches Europa zu bitten.
Kein Zufall
Wir erfuhren von einem „Tag zu zweit“ in unserer Nachbardiözese. Spontan sagte mein Mann zu. Eine Freundin wärde gerne mitfahren, doch ihrem Mann fällt es schwer, an Veranstaltungen für Paare teilzunehmen. Ich rief sie an, bekam aber zufällig ihren Mann ans Telefon. „In zwei Wochen ist ein ‚Tag für zwei‘, vielleicht habt ihr Interesse mitzufahren?“, fragte ich ihn. „Ich weiß nicht, was meine Frau im Terminkalender stehen hat“, war seine Antwort. „Wie sieht es denn mit deinem Kalender aus?“, fragte ich nach. „Der ‚Tag für zwei‘ ist für Paare angedacht, und keine Frauenveranstaltung?“ Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass wir als Freundespaare doch gemeinsam an der Veranstaltung teilnehmen könnten, sagt er wirklich zu. Meine Freundin konnte dies‘ kaum glauben.
Danke für den kleinen Zufall, ihn als Telefon zu bekommen, und für den Mut unseres Freundes, sich auf den Sonntag einzulassen.
01.10.2009
In guten wie in schlechten Tagen
Gestern rief mich eine Freundin an, die mich schon lange kennt. Diesmal musste sie sich eine schwierige Situationen von mir anhören. Als mir dieses bewusst wurde, entschuldigte ich mich für mein Klagen. „Du kannst ruhig klagen, das ist wichtig, und ich kann dir gut zuhören“, war ihre Antwort.
Am Ende des Gespräches gab sie mir noch die Zusage: „Du weist doch, ich bete für dich.“ Dies war für mich eine tiefe Erfahrung, dass unsere Freundschaft trägt, egal wie die Tage verlaufen.
Ich danke Gott für meine Grenzen, ich danke für meine Freundin und für die Erfahrung, dass ER genau wie sie mir treu zur Seite stehst, sowohl in guten wie in schlechten Tagen.
25.09.2009
Weltkindertag
Der vergangene Sonntag wurde als Weltkindertag begangen. Die Nachrichten nannten vor allem die unwürdigen Bedingungen, unter denen viele Kinder in der Welt aufwachsen, wie z. B. Unterernährung und Ausbeutung durch Kinderarbeit. Manche Staaten sehen über diese Missstände hinweg.
Weltkindertag – und ich dachte, dass ich mich auch manchmal wie ein verlorenes Kind vorkomme. Im unserem Haus zeigen sich viele für mich unlösbare Probleme. Genau in dem Augenblick, in dem ich meine absolute Grenze erfahre, erlebe ich, wie mir Menschen zur Seite stehen, die selbst die leisesten Wünsche erkennen.
Gott, du siehst die Sorgen der Menschen – meine und die der Kinder in dieser Welt – und wirkst durch die Herzen anderer Menschen. Danke, dass es diese Menschen gibt, denn durch sie bist du für mich und für alle wirklich gegenwärtig.
16.09.2009
Das Leben weitergeben
Wir hatten zwei unserer Enkelkinder im Haus. Ihre Eltern waren unterwegs. So hatten wir wieder einmal das Vergnügen, uns mit den Kleinen zu verlustieren.
Als ich mit ihnen am Nachmittag spielte und später mit ihnen einen Tierpark besuchte, empfand ich eine große Freude: Es ist ein riesiges Geschenk, dass wir das Leben in die nächsten Generationen weitergeben können.
Wir sagen immer, dass Gott der Schöpfer ist. Er ist aber sozusagen durch uns Schöpfer. Er ist Schöpfer, indem er durch uns sein Leben weitergibt. Wenn ich mir das so klarmache, kann ich nur sagen: ein Wunder!
09.09.2009
Gott um Antwort bitten
Wir sind im Haus dabei, ein Ladenlokal umzubauen. Die Renovierung ist mit viel Aufwand verbunden. Immer wieder stelle ich mir die Frage: „Haben wir richtig entschieden?“ Damit wir den Einzugstermin der Mieterin einhalten können, sind möglichst bald die Tapezierarbeiten zu erledigen. Der Bekannte, der dies übernimmt, konnte für diese Woche noch nicht zusagen. Ich habe Gott schlicht gebeten: „Zeig mir doch bitte durch die Zusage des Tapezierers, dass unsere Umbaumaßnahme richtig ist!“ Abends gegen 19.00 Uhr kam dann der Anruf des Malers, er könnte am nächsten Tag anfangen.
Er kümmert sich also doch um Kleinigkeiten!
04.09.2009
Hören
Ein Bekannter kam nach dem Krankenhausaufenthalt zur Kurzzeitpflege. Als die Zeit abgelaufen war, war guter Rat teuer. Alleine kann er zu Hause nur mit Unterstützung leben. Das Heim riet dringend davon ab. Er selber wollte jedoch in seine eigenen vier Wände zurück. Er war ganz verzweifelt.
Als ich bei der Sozialstation in seiner Nähe anrief, kannte man meinen Bekannten. Sofort fing die Leitung an, Ideen zu entwickeln, wie ein Leben zu Hause mit verschiedenen Hilfsdiensten möglich sei. Sie hatte offene Ohren für mein Anliegen.
Guter Gott, dank dieser offenen Ohren und helfenden Händen kann mein Bekannter jetzt das Pflegeheim verlassen. Ich bin auf seine Reaktion gespannt, wenn ich ihm morgen diese frohe Botschaft überbringen kann. Der Knoten vom Vormittag hatte sich plötzlich aufgelöst.
19.08.2009
„Gott hat versprochen bei dir zu sein“
Wieder einmal sitzen wir als Geschwister im Krankenhaus zusammen. Unsere Mutter soll entlassen werden zur Kurzzeitpflege oder ins Hospiz. Der Chefarzt rät zur Kurzzeitpflege, wir glauben, dass das Hospiz der richtige Weg ist. Obwohl unsere Mutter der Verlegung ins Hospiz zustimmt, spüren wir, wie schwer ihr dieser Schritt fällt. Im Aufenthaltsraum der Station überlegen wir Geschwister noch einmal das Für und Wider. Ist wirklich von der medizinischen Seite alles ausgeschöpft und an eine Gesundung nicht mehr zu denken? Mitten im Abwägen kommt eine Ärztin zu uns, die nach ihrem Urlaub wieder den ersten Tag auf Station ist und unsere Mutter vorher drei Wochen behandelte. Sie sagt eindeutig, dass die Blutwerte täglich schlechter werden, der Tumor jederzeit an anderer Stelle wieder ausbrechen kann und unterstützt uns in der Hospizentscheidung.
Guter Gott, genau in dem Augenblick, als wir nach deiner Spur suchten, schicktest du uns durch die Ärztin eine Antwort.
Gott hat versprochen, bei uns zu sein – und er war da.
05.08.2009
Deine Spur zu finden ist nicht immer einfach
Bei meiner Mutter brach nach 14 Tagen der zweite aggressive Tumor aus. Nach vielen Gesprächen mit der behandelnden Ärztin entschieden wir uns mit der Mutter gegen eine Chemotherapie. Wir fragten im Hospiz nach einem Platz und erhielten eine Zusage, trotz Überbelegung. Bevor wir unserer Mutter diesen Weg aufzeigen wollten, wallfahrten wir Geschwister erst einmal zu unserer Marienkapelle. Nach gemeinsamen Gebet versuchten wir unserer Mutter diesen Schritt zu erklären. Doch diese erschrak absolut nicht, sondern stimmte ohne wenn und aber sofort zu. Erleichtert verabschiedeten wir uns am Krankenbett, doch da kam der Chefarzt herein.
Und alles wird anders: Ausführlich erklärte uns der Arzt, dass eine Chemotherapie die Lebensqualität unserer Mutter in dem jetzigen Zustand doch noch verbessern würde. Er bat uns unsere Entscheidung noch einmal zu überdenken. Nach Abwägen aller Vor- und Nachteile stimmte die Mutter und auch wir zu.
Du Gott unserer Wege, wir vertrauen dass du uns führst und wir hoffen deine Spur gefunden zu haben.
29.07.2009
Eine Lektion – und der eigene Balken
Ein schwieriges Telefonat stand bevor, ich wollte mich endlich entschuldigen für eine grobe Unhöflichkeit. Ich hatte eine zugesagte Teilnahme an einer Fahrt ganz kurzfristig nicht wahrgenommen. Ich meinte, eine gute Begründung zu haben, nämlich Überforderung in jeder Hinsicht. Vor lauter Eigensinn merkte ich zunächst nicht, wie sehr ich diese lieb gewonnene Frau, der ich abgesagt hatte, verletzte.
Ich bin meiner Bekannten für sehr dankbar, dass sie mich bei meinem Anruf barsch unterbrach und den Blick darauf lenkte, was sie zu leiden hatte: Ihr Mann wurde so krank, dass er nachts nur im Sessel ein wenig dösen konnte. Ein Enkelkind hat Schwächeanfälle, die sich als Diabetes entpuppten. Die familiäre Situation ihrer Kinder ist bedrückend und belastend. Und was hält diese Frau? Ihr Glaube!
Ich war beschämt und wachgerüttelt worden, um die eigene Engherzigkeit und Begrenztheit zu erkennen. Ich hatte einen Balken vor den eigenen Augen und vergaß die Frage: Wer ist mein Nächster?
22.07.2009
Die Not des anderen mittragen
Wir trafen uns zu einer monatlichen Andacht. Ein kleiner Kreis von Betern. Als ich durchzählte, waren wir genau 12. 12 ? Hat Jesus nicht auch 12 Jünger ausgesandt, um sein Botschaft zu verkünden? Also doch kein so kleiner Kreis!
Nach der Andacht kamen wir ein wenig ins Gespräch. Eine Teilnehmerin erzählte, ihr Mann müsse nächste Woche ins Krankenhaus. „Aber wir schaffen das, wir haben schon vieles miteinander gemeistert“, war ihr mutmachender Satz. Diesmal war sie die Gesunde, die den anderen mitträgt. Vor Jahren sah dies‘ genau anders aus.
Abends standen über unserer Stadt plötzlich kurz hintereinander zwei Regenbögen, als wollte der Gott der Lebensfülle sagen: „Mein Bund mit ich gilt!“
15.07.2009
Mein Arbeitsvertrag
Mein Arbeitsvertrag als Lehrerin war nur befristet und läuft mit den Sommerferien aus. Das macht mir gesundheitlich und natürlich auch finanziell sehr zu schaffen zumal Kinder zu versorgen sind. Einige Stellen wurden noch ausgeschrieben, grade drei passten zu meinen Voraussetzungen. Alles war wirklich trübe, selbst der Himmel war meistens wolkenverhangen und regnerisch. Völlig unerwartet erhielt ich mitten am Vormittag einen Anruf einer Schule (natürrlich war ich in der Schule, aber mein Sohn hatte schon Semesterferien und nahm ab – oft probieren Schulen es nicht) und ich konnten den Schulleiter am frühen Abend erreichen. Da lichtete sich sogar der Himmel und die Sonne strahlte und wärmte. Nun konnte ich mich vorstellen – ein großer Lichtblick und hoffe zuversichtlich auf eine Zusage, denn die Fächer passen, die Entfernung geht, die „Chemie“ stimmt.
08.07.2009
Viel erlebt – immer gehalten
Bei meiner Mutter stellten sich nach Ihrem 90zigsten Geburtstag verstärkt die unterschiedlichsten Krankheitseinschränkungen ein. Vor einer Woche war wieder eine Krankenhauseinweisung notwendig. Eine größere Darmoperation stand plötzlich an. Wir Kinder konnten bei dem Aufklärungsgespräch des Arztes dabei sein. Gefasst und sehr gelassen hörte unsere Mutter sich alle Vorgänge und auch die möglichen Komplikationen an. Wir hatten den Eindruck, als würde sie ihr Leben, aber auch ihren evtl. Tod voll in die Hände des barmherzigen Gottes legen. Wie oft hatte sie in ihrem Leben erfahren, in guten wie in schwierigen Tagen, vom Gott gehalten zu sein.
Danke, guter Gott, für die Erfahrung dieses Gottvertrauens.
P.S. Die Operation verlief ohne Schwierigkeiten und es geht bereits wieder „bergauf“.
01.07.2009
Wovon lässt du dich anstecken?
Wie eine Schockwelle verbreitete sich letzte Woche die Nachricht vom plötzlichen Tod des Popstars Michael Jackson. Er traf mit seiner Musik, mit seinen Tänzen, mit seinen Videos den Lebensnerv vieler Menschen rund um den Globus. Viele ließen sich von ihm anstecken.
Heute geht das internationale Paulusjahr zu Ende. Ausgerufen von Papst Benedikt den XVI. zum 2000 Geburtstag des Apostels. Paulus ließ sich von Christi Liebe anstecken und legte auf seinen Reisen bis nach Europa davon Zeugnis ab (damals war dies gewiss eine Reise rund um den Globus). Wie oft erlebte er seine Grenzen und pries doch die Liebe Gottes. Von seinen Verkündigungen ließen sich damals viele Menschen anstecken.
Als wir uns am Sonntag im Familienkreis mit einigen Paulustexten beschäftigten, ließen wir uns anstecken von seinem barmherzigen Vaterbild. Wir dürfen wie Paulus immer wieder ja sagen zu unseren Grenzen weil gerade dann die barmherzigen Vaterarme Gottes uns auffangen wollen. Dieser Vatergott liebt uns ganz besonders wenn wir schwach sind, und eben nicht weil wir uns seine Liebe „verdient“ haben.
Guter Gott, danke für den Völkerapostel Paulus, der unseren Lebensnerv auch heute noch trifft, vielleicht anders als die Musik von einem Popstar, aber trotzdem nachhaltig. Lass mich auch weiterhin nach dem Paulusjahr von ihm anstecken. Es lohnt sich.
24.06.2009
Menschlichkeit
oder: „Lasst eurer Gesinnung, euren Worten Taten folgen!“
Kennen Sie Münster und die Menschen, die in dieser Gegend wohnen? Man sagt ihnen nach, dass sie gut zuhören können, jedoch wenig sagen. Der Mann meiner Freundin ähnelt ein wenig dieser Beschreibung. Treffen wir uns zum Bibelabend, kommen höchsten einmal drei Sätze von seiner Seite.
Am Samstag war eine gemeinsame Wanderung angesagt. Mitten im Laufen drehte er sich zu mir um und sagte: „Wenn du irgendwann Hilfe im Garten benötigst, dann melde dich, ich komme herüber, um euch zu helfen“. Ein knapper Satz. Mich hat dieses Angebot innerlich sehr berührt. Mein Mann kann aus gesundheitlichen Gründen viele praktische Aufgaben nicht mehr übernehmen. Oft werde ich nach seinem Gesundheitszustand gefragt, doch so konkrete Unterstützung wird selten angeboten.
Guter Gott, danke für deine menschliche Fürsorge, die ich durch den Mann meiner Freundin so mitfühlend erleben konnte. „Seine Gesinnung zeigte sich in Taten“.
17.06.2009
Erst auf Umwegen zum Ziel.
Am Samstag machten wir bei herrlichem Wetter eine Wanderung. Einkehr und Mittagspause war in einer Wanderhütte geplant. Nach Anstrengungen wurde die Hütte erreicht, jedoch war Sie heute nicht geöffnet.
In unmittelbarer Nähe fanden wir einen Bildstock der Gottesmutter. Es war gerade 12.00 Uhr. So betete wir den „Angelus“.
Weiter ging es zur nächsten Hütte mit einem noch steileren Anstieg, diese war offen, und endlich bekamen wir etwas zu Essen.
Gott, was wolltest Du uns damit sagen?
Mancher Umweg ist schmerzlich, und wir wissen nicht warum?
Sollten wir an Dich erinnert werden?
10.06.2009
„geistbegabt“
Bei psychisch kranken Menschen wurde ich zu einem Vortrag eingeladen. Beim Aufbau meines Beamers und des Laptops stellte mir der Leiter der Einrichtung einen Teilnehmer zur Verfügung: „Herr N. ist für den technischen Bereich hier im Haus zuständig und kann Ihnen helfen.“ Ich merkte, wie ich dem Angebot wenig Vertrauen entgegenbrachte: „Kann er das wirklich?“ ist mein innerer Widerstand (natürlich konnte er es).
Nach meinen Ausführungen erklärt mir der Leiter, dass der Mitarbeiter bis zu seiner psychischen Erkrankung in einem größeren Unternehmen im Computerbereich tätig war.
Guter Gott, immer wieder gehst du ohne Vorbehalte auf mich zu, nimmst mich mit meinen Einschränkungen vorbehaltlos an. Schenke mir ein Stück dieser Offenheit, um die „Geistbegabung“, die du jedem geschenkt hast, zu entdecken, gerade in den Situationen, in denen Vorurteile meinen Blick verstellen.
14.05.2009
Mit Lust und Liebe hat Gott dich gemacht
Markttag. Am Blumenstand muss ich mich zusammenreißen. Die unterschiedlichsten Pflanzen laden gerade dazu ein, Balkonkästen und Garten zu verschönern – leider ist unser Garten sehr klein. – Pflanzenleben in Fülle lacht mich an. Ich werde an den Kalenderspruch erinnert „Mit Lust und Liebe hat Gott dich gemacht“.
All‘ diese Pflanzen könnten ihre Schönheit nicht zeigen, wenn der Gott der Lebensfülle sie nicht zum Entfalten brächte.
29.04.2009
„Der Friede sei mit euch!“
hören wir in jedem Gottesdienst. Und in dieser Osterzeit auch als Text im Evangelium.
Den Einsatz für diesen Frieden erlebte ich in dieser Woche, als sich eine Familiengruppe für ein gemeinsames Wochenende traf, um die bisher noch nicht ausgesprochenen Unstimmigkeiten gemeinsam anzugehen. „Es war eine gute Atmosphäre und wir fahren mutvoll nach Hause“, erzählte mir nach Abschluss der Tagung der Leiter.
„Der Friede sei mit dir“, sagte eine junge Frau nach einem ausführlichen Gespräch zu ihrem Ehemann. Obwohl der Auslöser des Unfriedens sie sehr schmerzte, fand sie die Kraft wieder miteinander neu beginnen“.
„Der Friede sei mit euch!“ ist also keine leere Botschaft, sondern ein wirkliches Geschenk Jesu.
22.04.2009
Von den Toten auferstanden
Als ich dieser Tage durch die Stadt ging, grüßte mich von Weitem ein freundliches Gesicht. Ich erkannte in der jungen Frau eine Bekannte. Sie löste sich aus der Gespräch mit einem Mann, der nach außen wie ein Alkoholiker wirkte. „Wann geht in diesem Jahr wieder die Wallfahrt nach Schönstatt?“, war Ihre Anfrage. Als ich Ihr das Datum im September nannte, sah sie mich freudestrahlend an und sagte: „Da bin ich ja genau 4 Jahre trocken!“
Ja, Sie ist wirklich vom Tod der Abhängigkeit auferstanden und hat es einige Jahre bereits geschafft. Eine Botin der frohen Botschaft. Ihr Bekannter nickte wohlwollend, als sie ihm von dem Datum erzählte: „Ach die Busfahrt, die dir immer so gut tut!“ war sein ehrlicher Kommentar.
15.04.2009
Wärme und Leben
Die Blumen auf unserer Terrasse sind innerhalb der letzten acht Tage zum Leben erwacht. Dort, wo nur verdorrte Äste aus dem Blumentopf ragten, entfalten sich durch die Wärme Blätter und Knospen. Die Wärme erweckt zu neuem Leben, lässt meine Pflanzen neu aufstehen.
Menschliche Wärme und Leben kam mir in diesen Tagen gleich mehrmals entgegen:
- Eine gefürchtete Untersuchung bei meiner Schwester hatte keine bösartige Krankheit als Ergebnis.
- Ein Postmitarbeiter nahm sich trotz einer langen Menschenschlange Zeit, um mein Anliegen zu lösen und schenkte mir dann noch einen Osterhasen. Es war ein Mitarbeiter, von dem ich wusste, dass er eigentlich nur seine eigenen Probleme hätte sehen müssen, denn er verliert in drei Tagen hier seinen Arbeitsplatz.
- Ich erlebte das liebevolle Miteinander eines älteren Ehepaares. In einem Gespräch hörten sie aufeinander, ließe einander ausreden, sprachen über die Fähigkeiten ihres Partners. Ich kenne auch Paare, die sich ganz anders miteinander austauschen.
Danke, guter Gott, für diese Spuren deiner Wärme für uns Menschen.
08.04.2009
Wer glaubt, ist nie allein
Wer glaubt ist nie allein,
du, Herr, wirst mit uns sein,
mit deiner Kraft, die Leben schafft.
Wer glaubt, ist nie allein.
So sangen wir in diesen Tagen kraftvoll mit 40 anderen Paaren in einem Gottesdienst. Da konnte ich nur beten: Gott, Dein Dasein kann ich spüren in dieser Gemeinschaft von Menschen, die vermitteln: „Es lohnt sich, Ehe und Familie zu leben und zu gestalten!“
Es waren Ehepaare, die aus der Glaubenskraft sich neben allen Verpflichtungen für Projekte mit anderen Paaren und Familien einsetzen. Da passte das Lied, in dem es heißt: „Du, Herr, wirst mit uns sein“.
– Pfingstfreude vor Ostern.
01.04.2009
Aus einem anderen Blickwinkel
Augenblicklich bin ich ein wenig unbeweglich und an den Schreibtischstuhl gebunden. Weil ich Arbeiten, die es im Haushalt zu erledigen gibt nicht schaffe, wird meine Familie gefordert. Vieles wird übernommen, vielleicht zum ersten Mal.
Blickwinkelwechsel:
Barmherziger Gott, die kennst meine Ungeduld mit meinen Angehörigen, wenn diese mit Ergebnissen zufrieden sind, die meinem Anspruch nicht entsprechen. Jedoch wie oft hast du mich gerade dann groß gesehen, als ich schwach war.
Schenke mir in dieser Karwoche einen neuen Blickwinkel, dass ich zuerst dass volle Glas sehe, also dass etwas erledigt wurde und gelingt, und nicht, ob dieses meinen Vorstellungen voll entspricht.
18.03.2009
Ich bin aufmerksam
„Ich bin aufmerksam, wie Gott in meinem Alltag viel mehr tut, als ich mir ausdenken kann.“ – so las ich in einer Überschrift. Manchmal fällt es mir aber schwer, hinter den Ereignissen Gottes liebende Spur zu entdecken.
Seit Sonntag ist meine Situation so ganz anders als wie vorher. Von jetzt auf gleich sind die Aktivitäten und mein Bewegungsradius eingeschränkt; geplante Termine kann ich absagen, denn nach einem Treppenunfall habe ich einen Knöchel gebrochen.
„Gott tut in meinem Alltag mehr, als ich mir ausdenken kann“ sieht jetzt bei mir so aus:
- meine Familie meistert plötzlich Aufgaben, die vorher weniger gesehen wurden
- fremde Menschen bieten mir ihre Hilfe beim Einsteigen in den Aufzug oder in das Auto an
- am Arbeitsplatz läuft es ruhig, so dass die Kollegen für mich nicht außergewöhnlich häufig einspringen müssen
Als ich gestern aus dem Küchenfenster sah, zog eine rötlich angestrahlte Wolke am Himmel vorbei und ich dachte: Einer ist da, der mich hält – und dabei hat er viele Helfer.
11.03.2009
Eine DVD in „You Tube“ und der Amoklauf von Winnenden
Am Abend vor dem Amoklauf wurde eine DVD in das Internetfenster „You Tube“ gestellt. Unter „Video“ den Suchbegriff „Bibelzitate“ eingeben und auf „Christliche Werte“ klicken. Und da ist er zu sehen: ein Ideenentwurf zu den auch von Politikern für unsere Gesellschaft gesuchten Werte, die unser christliches Europa einmal geprägt haben.
Hätte Tim K., der Amokläufer von Winnenden, sich diese DVD angeschaut. ob sie ihn umgestimmt hätte?
Wenn ich diese DVD betrachte und in das Weltgeschehen schaue, dann bitte ich:
Lieber Gott, öffne den Spalt Deines Verstecks und komm herein in diese Welt – und ich ergänze durch das Zitat aus dem aktuellen Ökumenischen Friedensgebet: „…um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“
Versöhnung
In dieser Woche hatte ich zwei Gespräche.
Gespräch 1 mit einer Bekannten. Sie sagte zu mir: „Ich will auf keinen Fall, dass meine Brüder mir beim Umzug helfen, die haben mich innerlich tief verletzt: Lieber gebe ich mein Geld für ein Umzugsunternehmen aus.“ Für jegliche Hinweise auf den unermüdlichen Einsatz ihrer Brüder bei der Wohnungsauflösung sind die Gefühle meiner Gesprächspartnerin taub.
Gespräch 2 mit einer Frau im Bekanntenkreis, dessen Vater ich beim Sterben begleitet hatte. Sie berichtete mir: „Ich war erstaunt, als ich plötzlich Post mit der Nachricht des Todes bekam. Mein Vater hatte seit meinem 15. Lebensjahr keinen Kontakt mehr zu mir. Selbst zu meinen 4 Kindern hat er nie Kontakt aufgenommen“. Dann fragt Sie: „Wie ist er denn gestorben, ist er in Ruhe eingeschlafen, hat er Leiden müssen?“ Auf meine Verneinung, und dem Hinweis, dass er seinen Lebensabend noch mit einer guten Bekannten verbringen konnte, war sie sichtlich froh.
Zwei Menschen, die sehr unterschiedlich mit ihren Verletzungen umgehen. Der eine verstellt sich weiterhin durch Selbstmitleid den Blickwinkel auf einen kleinen Schritt der Versöhnung. Die Tochter hat dagegen keinen Groll mehr gegenüber ihrem Vater.
Auch ich kenne Verletzungen. Es fällt mir schwer, langsam wieder auf mein Gegenüber zuzugehen.
Du Gott der Versöhnung und des Friedens. Wie oft reichst du mir die Hand, und verzeihst mir. Schenke auch mir die Fähigkeit, im Frieden mit mir dem anderen versöhnt die Hand zu reichen.
04.03.2009
Unterbrechungen
Nach einigen Urlaubstagen kehrte ich an meinen Arbeitsplatz zurück. Die verschiedenen Aufgaben, die zusammengekommen waren, versuchte ich zu strukturieren. Plötzlich wurde an meine Tür geklopft.
Unterbrechung: Meine Kollegin wollte mir etwas mitteilen. Ich nahm wahr, dass ich im nachfolgenden Gespräch innerlich abwesend war, nur mit halben Ohr zuhörte und mit knappen Sätze antwortete. Ich war in Gedanken am Schreibtisch.
Nächste Unterbrechung: Als ich später den Computer anwarf, stand da der Satz „Nicht mit dem Server verbunden“. Wieder wurde die Planung durchkreuzt. Jetzt hatte ich Zeit.
Mir kam der Gedanke, dass ich zuvor im Gespräch mit der Kollegin durch die mir selbst gesteckten Ziele keine Verbindung zu meinem inneren „Server“ hatte. Trotz der Arbeit wären bestimmt einige Minuten des verstehenden Zuhörens möglich gewesen.
Gott, wie oft unterbrechen dich die Menschen mit ihren Anliegen. Du hörst jedem liebevoll zu und verstehst ihn. Die Verbindung zu dir ist nie unterbrochen. Lass mich auch im Stress nicht den Menschen mit seinen Anliegen übersehen.
Und danke, Gott, für deine Barmherzigkeit mit mir.
25.02.2009
Versuchungen
Nach den „tollen Tagen“ beginnt jetzt die 40-tägige Fastenzeit. In den Zeitungen wird diese Zeit vor Ostern gerne genutzt um unterschiedlichste „Fastenkuren“ anzubieten. Umkehr der Ernährungsweise, um überflüssige Pfunde abzuspecken. Doch wie schwer ist es manchmal den Versuchungen zu widerstehen.
Versuchungen anderer Art kenne ich auch. Bei manchen Aufgaben, die vor mir stehen und die noch keine Lösungsmöglichkeiten gefunden habe, verfalle ich leicht der Versuchung, an der Zusage Gottes „Ich bin da“ zu zweifeln. Doch immer wieder nutzt er die Gelegenheit, mir gerade noch deutlicher sein Mitgehen zu zeigen, z.B. bei der Kleinigkeit, als wir unseren Urlaub kurzfristig planten. Bereits die erste Vermieterin, die ich anrief, hatte eine Wohnung frei, und innerhalb von 10 Minuten war der Urlaub gesichert.
Fastenzeit = Zeit der Umkehr.
Guter Gott, du kennst das Wackeln meines Vertrauen, lass mich die nächsten 40 Tagen nutzen, um tiefer deine barmherzige Zuwendung zu entdecken und darauf zu antworten.
18.02.2009
Schneeglöckchen
„Hoffentlich hört das kalte Wetter bald auf!“ – „Ich bin den Winter so leid!“ – „Wenn doch endlich die Temperaturen steigen würden!“ So oder ähnlich klagen augenblicklich viele Menschen. Die lange Kälte mit Schnee, Eis und grauem Himmel ist man über.
Als ich durch den Garten ging, zeigten sich gerade bei dieser Kälte die ersten Schneeglöckchen. Vorsichtig stecken sie ihre Knospen durch den Schnee. Sie können bei Minustemperaturen wachsen.
Auch wenn draußen das Thermometer meistens nicht über 0 Grad steigt, schenkt Gott auch in diesen Tagen seine Strahlen, die mich erwärmen. Zwei habe ich in diesen Tagen erlebt: Ich habe herzhaft über viele Karnevalsdarbietungen gelacht – und wir haben als Ehepaar ein vertrauensvolles Gespräch mit einem guten Freund führen können. Der Gott der Freude und der Freundschaft ist mitten unter uns, auch wenn draußen der Winter nicht enden will.
11.02.2009
Was ist in der Kirche los?
Die Streitereien um die Pius-Bruderschaft verwirrt mich ein wenig. Da erlebe ich zwei Kriegsschauplätze: der Kampf zwischen Extremkonservativen und denen, die mit dem Konzil in eine neue Zeit voran gehen wollen – und einem Kampfschauplatz, in dem die tragische Geschichte der Judenvernichtung zur Profilierung missbraucht wird.
In diesen Tagen sagten mir mehrere Bekannte, sie fragten sich, ob das wirklich ihre Kirche ist. Diese Frage stelle ich mir nicht wirklich, doch kann ich gut verstehen, was sie meinen. Meine Frage richte ich an Gott: Für was soll das gut sein?
04.02.2009
Hoffnung anstelle der Furcht
„Wir haben die Hoffnung an Stelle der Furcht gewählt“, hörten wir von Barack Obama bei seiner Amtseinführung.
Diese Lebenseinstellung kenne ich von Menschen, die spüren, dass ihre Hand in Gottes Hand liegt. Augenblicklich erfahre ich diese Haltung bei unserem Nachbarn, der trotz Chemotherapie und deren Folgen nicht verzweifelt und ängstlich in die Zukunft schaut. Er plant, sieht nach vorne, genießt die Kleinigkeiten des Tages.
„Alles dem Gott des Lebens überlassen, weil er uns nicht loslässt.“
14.01.2009
Werbekampagne
„Es gibt wahrscheinlich keinen Gott“ ist als atheistische Werbekampagne an einigen Bussen in Großbritannien zu lesen. Die eigene Meinung dazu kann in spiegel-online abgegeben werden.
Ich erlebe dagegen Menschen, die erfahren haben, dass „Gott im Menschen Wohnung genommen hat“. Aus dieser Erfahrung ist eine Haltung gewachsen.
So brachte in diesen Tagen ein Bewährungshelfer Vertrauen für einen jungen Mann auf, den er nicht aufgibt, sondern an das Gute in ihm glaubt.
Oder eine Freundin sorgt im stillen Einsatz für ihren dementen Schwiegervater, der am Heilig Abend verloren in einer Stadt aufgegriffen wurde.
Du Gott aller Menschen, ich glaube fest, dass es dich gibt. Vielleicht tauschen wir uns nur zu wenig über diese Erfahrung aus.
07.01.2009
Herabgestiegen
Der sonnige Wintertag lud zu einem ausführlichen Spaziergang ein. Ich wanderte durch unsere Stadt und besuchte alle Krippen in den Kirchen, die auf dem Weg liegen. Immer wieder schaute mich in den verschiedensten Ställen das Christuskind an, streckte mir die offenen Händen entgegen und lädt mich zum Verweilen und Beten ein.
„Herabgestiegen ist mein Gott an meine Seite“ las ich in einem Text. Diesem Christuskind brachte ich auch meine besondere Bitte, es möge sich an diesem Nachmittag um unseren Sohn kümmern, der zu eine Vorstellungsgespräch eingeladen war.
Abends kam dann der Anruf: „Mama es hat geklappt“. „Herabgestiegen auf unsere Erde, in unsere Anliegen, um unsere Wege mitzugehen“. Danke!
01.01.2009
Sterndeuter
2009 – Jahreswechsel. Während die Raketen den Himmel erhellen, blickt immer wieder ein leuchtender Stern durch die Wolken. Mir kommt es vor, als wollte Gott mir sagen: „Ich führe dich auch 2009 wieder – so wie ich vor 2009 Jahren die Sterndeuter geführt habe“.
Wenn ich zurückblicke, so waren im vergangenen Jahr die zu gehenden Wege recht unterschiedlich: gerade, krumm oder hölzern. Doch immer wieder wurden mir „Sterne“ geschickt die mich begleiteten und führten. „Sterne“, die u.a. zuhörten, die stützten, die die Hand drückten, die mit mich lachten, die mir vermittelten: Gott kennt meine Freuden und Sorgen, meine Begrenztheiten und steht mir mit seiner liebenden Zuwendung zur Seite.
Guter Gott lass nicht nur mich, sondern auch all die, die für den menschlichen Frieden Mitverantwortung tragen, 2009 dein „Sternenlicht“ sehen und ihm folgen.